Zwei Japaner haben sich am Königin-Charlotte-Gymnasium in Möhringen darüber informiert, wie in Deutschland unterrichtet wird. Ihnen ist aufgefallen, dass sich die Schüler aktiver am Unterricht beteiligen als in Japan.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Das Königin-Charlotte-Gymnasium (KCG) hat eine mehr als 100-jährige Geschichte und ist mittlerweile nicht nur auf den Fildern bekannt. Dass aber der gute Ruf bis ins ferne Japan reicht, dürfte den ein oder anderen doch überraschen. Masayuki Murase und Hiroto Oka waren Anfang der Woche zu Gast am KCG. Murase ist zuständig für Lehrpläne am japanischen Kultusministerium, Oka ist Geschäftsführer der Japanischen Internationalen Schule in Frankfurt am Main.

 

Die beiden Herren wollten sich einen Eindruck verschaffen, wie an deutschen Schulen unterrichtet wird. Denn die Regierung in Tokio hat in diesem Jahr beschlossen, dass sich im Bildungswesen etwas ändern muss. Darum hat sich eine Forschungsgruppe gebildet. Die Mitglieder schauen sich an Schulen in den USA, in Australien, England und eben auch Deutschland um. Das Ziel ist kein geringeres, als aus allen Bildungssystemen die Rosinen herauszupicken und daraus sozusagen den perfekten Lehrplan zu basteln. Drei Jahre lang soll das Forschungsprojekt dauern. Bis sich Elemente des deutschen Schulsystems in Japan wiederfinden, wird also noch eine Weile vergehen.

In Japan gibt es viel Frontalunterricht

„In Deutschland entwickeln sich die Unterrichtsmethoden und damit auch die Kompetenzen der Schüler schon seit Jahren immer weiter“, sagte Murase. In Japan trete man da ein wenig auf der Stelle. Zumindest in der weiterführenden Schule sei der Stoff sehr umfangreich, den ein Lehrer seinen Schülern vermitteln müsse.

Die Folge sei, dass es viel Frontalunterricht gebe, der Lehrer eher einen Vortrag halte und die Mädchen und Jungen kaum einbezogen werden. „Die Schüler lernen letztlich viel auswendig“, sagte Murase. Künftig soll auch in Japan ein größerer Wert auf die Methodik gelegt werden. Die Schüler sollen lernen, wie man am besten lernt. „Die deutschen Lehrer beobachten ihre Schüler mehr und gehen auf sie ein. Die Mädchen und Jungen sind dadurch aktiver“, sagte der leitende Mitarbeiter des japanischen Kultusministeriums.