Die Einführung von WC-Gebühren in den Königsbau-Passagen am Schlossplatz stößt im Stuttgarter Einzelhandel auf Kritik. Die Cityinitiative plädiert für einen kostenlosen Service beim Einkaufen. Gebühren zu verlange, sei „nicht kundenfreundlich“, sagt der City-Manager Hans H. Pfeifer.

Stuttgart - Die Einführung von WC-Gebühren in den Königsbau-Passagen stößt in weiten Teilen des Einzelhandels auf wenig Verständnis. „Für eine saubere Toilette Geld zu verlangen ist bei einer öffentlichen Anlage wie etwa im Hauptbahnhof grundsätzlich der richtige Weg, aber nicht im Einzelhandel oder in der Gastronomie, ich hätte das nicht eingeführt“, sagt der City-Manager Hans H. Pfeifer. Auch der Arbeitskreis Handel in der City-Initiative habe sich erst jüngst für den weiterhin kostenlosen WC-Service beim Einkaufen ausgesprochen. Die Begründung des Einkaufscentermanagements, dass die Schlangen vor den Toiletten einfach zu lange geworden seien und man habe handeln müssen, lässt Pfeifer nicht gelten: „Die Schlangen gibt es doch nur, weil die Anlage im ersten Obergeschoss versteckt ist und es zu wenige Toiletten gibt, statt eine entsprechende Kapazität anzubieten. Das hätte anders gebaut werden müssen.“

 

Wie berichtet, haben die Königsbau-Passagen ein Schrankensystem installiert, ein WC-Besuch kostet 50 Cent und wird von einem Teil der Geschäfte und Gastronomiebetriebe bei einem Mindesteinkauf von fünf Euro vergütet. „Das ist nicht in Ordnung, das ist nicht kundenfreundlich“, sagt der City-Manager. Der Centermanager Nicolas Simmich betont dagegen, dass die Toiletten an sich einen Service und die Vergütung einen Bonus für die Kunden bedeuteten. Simmich stellt zudem klar, dass Gastronomiebesucher für den Toilettenbesuch nicht bezahlen müssten und etwa im Herrmann Café einen Freibon bekämen. Allerdings wird der Kunde darauf nirgends hingewiesen, und wer 50 Cent bezahlt, bekommt den Wertbon ja erst bei einem Verzehr ab fünf Euro angerechnet. „Das ist absurd und peinlich, man darf wegen der Toilettenbenutzung nicht diskutieren müssen“, sagt Hans H. Pfeifer und plädiert dafür, Freibon und Wertbon gleichzubehandeln und es somit dem Kunden zu überlassen, ob er vor oder nach dem Kaffeetrinken auf die Toilette gehen will.

Gaststättenbehörde interveniert

Für die Gaststättenbehörde ist diese Situation grenzwertig. Sie betont, dass Lokale anders als Läden eine kostenlose Toilette anbieten müssen. Man werde auf das Centermanagement zugehen. „Es wäre auf jeden Fall angebracht, die Kunden auf die kostenlose Toilettennutzung hinzuweisen“, sagt Timo Luppold von der Behörde. Mit dieser Einschätzung konfrontiert, erklärte der Centermanager Nicolas Simmich am Montagnachmittag: „Wir werden nach einer Möglichkeit suchen, um klarer zu kommunizieren, dass Kunden im Gastronomiebereich die Toiletten kostenlos nutzen können.“

So handhabt es zum Beispiel die Buchhandlung Hugendubel, die über eine Schlossvorrichtung ebenfalls 50 Cent Toilettengebühr verlangt, was bisher weder beim Einzelhandelsverband noch bei der City-Initiative bekannt war, worauf jedoch ein StZ-Leser jetzt aufmerksam gemacht hat. Laut der Filialleiterin Elke Novotny weist ein Schild in der Toilette extra darauf hin, dass sich die Besucher des Hauscafés dort eine Toilettenmünze holen können. Für andere Kunden sei das WC gebührenpflichtig, auch würden die 50 Cent bei einem Einkauf nicht erstattet. „Anfangs gab es Kritik, aber inzwischen wird das akzeptiert, weil auch andere Gebühren erheben“, sagt Novotny.

Bessere Hinweise auf öffentliche WC-Anlagen

Die City-Initiative macht sich unterdessen erneut dafür stark, die ebenfalls kostenpflichtige WC-Anlage am Abgang zur Stadtbahn am Schlossplatz besser auszuschildern. „Das Tiefbauamt hat den Ball aufgegriffen und wird mit den Stuttgarter Straßenbahnen sprechen“, sagt der City-Manager. Auch sei eine seit Jahren geforderte öffentliche WC-Anlage im Bereich Obere Königstraße weiter wünschenswert. „Doch mangels Fläche lässt sich das derzeit einfach nicht verwirklichen“, sagt Pfeifer.

Er hat beobachtet, „dass viele Stadtbesucher die Rathaustoiletten benutzen“. Bekanntlich sehen sich mangels ausreichender und gut auffindbarer öffentlicher Toiletten auch das Kunstmuseum und das Haus der Katholischen Kirche mit einem Ansturm auf ihre Toiletten konfrontiert.