Zwei Leichen, die in Koffern verstaut im Schlossgarten lagen: der so genannte „Koffermord“-Fall hatte Anfang Juni deutschlandweit für Aufsehen gesorgt. Die Staatsanwaltschaft hat nun Anklage gegen einen 48-Jährigen wegen Mordes erhoben. Der Mann aber bestreitet die Tat.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Fast fünfeinhalb Monate ist es her, dass Parkbesucher am 1. Juni im Unteren Schlossgarten einen grausigen Fund machten: Hinter einer kleinen Mauer waren zwei Hartschalenkoffer versteckt, einer davon war blutverschmiert. Die herbeigerufene Polizei fand in den Gepäckstücken die Leichen eines 50-jährigen Obdachlosen und einer 47-Jährigen, die in der Wohnungslosenszene verkehrte.

 

Die Ermittlungen der Polizei sind abgeschlossen, die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat am Dienstag mitgeteilt, Anklage wegen zweifachen Mordes gegen einen 48-jährigen Mann aus Stuttgart erhoben zu haben. Der dringend tatverdächtige Mann sitzt bereits seit dem 16. Juni in Untersuchungshaft. Die Ermittler waren auf ihn über eine DNA-Spur gestoßen, nachdem ein Zeugenaufruf in der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ zunächst keinen Erfolg gebracht hatte. Die 40-köpfige Sonderkommission „Damm“ der Kriminalkommission war wie berichtet bereits Anfang Juli aufgelöst worden. Eine achtköpfige Ermittlungsgruppe setzte die Arbeit fort. „Zu Beginn war es sehr mühsam und schwierig, bis man auf den Täter kam“, erzählt die Pressestaatsanwältin Claudia Krauth. Es habe kaum Anhaltspunkte auf den Mörder gegeben.

Es läuft auf einen Indizienprozess hinaus

Der Tatort ist den Ermittlungen zufolge die Wohnung des Beschuldigten gewesen. In der Nacht vom 29. auf den 30. Mai sind die beiden Opfer dort umgebracht worden. Was genau sich aber damals abgespielt hat, will die Staatsanwaltschaft vor Beginn der Gerichtsverhandlung nicht bekannt geben. Näheres zum Tathergang werde nicht kommuniziert, um Zeugen nicht zu beeinflussen, erklärt Claudia Krauth. Das sei gerade deshalb so wichtig, weil der Beschuldigte kein Geständnis abgelegt hat. Der Mann bestreitet die Morde und entlastet sich stattdessen selbst. Die Aussagen des 48-Jährigen widersprächen „dem Sachverhalt, den wir ihm vorwerfen“, berichtet Claudia Krauth. Die Staatsanwaltschaft stellt sich entsprechend auf einen Indizienprozess ein.

„Es sind die Umstände, die das Ganze schlüssig machen“, sagt die Staatsanwältin. Nur so viel gibt sie bekannt: Man gehe von einem Beziehungskonflikt aus. Zuerst sollen die drei gemeinsam Alkohol getrunken haben, dann habe der Angeschuldigte zunächst den Mann und dann die Frau in seiner Wohnung getötet. Nach der Tat soll der Mörder die Leichen jeweils in einen großen Reisekoffer gelegt haben. Das sei auch deshalb ohne größere Schwierigkeiten möglich gewesen, weil beide relativ klein und leicht waren. Sie waren nicht größer als 1,66 Meter und wogen weniger als 60 Kilogramm. Mit seinem Fahrradanhänger soll der 48-Jährige die Koffer wegtransportiert haben. In den Unteren Schlossgartenanlagen soll er die Gepäckstücke mit den Leichen dann abgestellt haben.

Verfahren vor der ersten Schwurgerichtskammer

Über den Beschuldigten berichtet die Staatsanwaltschaft nur, dass er einschlägig wegen Körperverletzungsdelikten vorbestraft sei. Aufgrund der Höhe der Verurteilung, die allerdings mehr als zehn Jahre zurückliegt, muss er auch schon einmal im Gefängnis gesessen haben. Auch in jüngerer Zeit habe er sich etwas zuschulden kommen lassen. In seiner Akte seien Geldstrafen vermerkt, so Krauth.

Wann die erste Schwurgerichtskammer des Landgerichts Stuttgart das Verfahren eröffnen wird, steht noch nicht fest – erfahrungsgemäß dürften noch drei bis vier Monate vergehen.