Der Angeklagte im sogenannten „Koffermord-Prozess“ bezeichnet die Vorwürfe gegen sich als Komplott. Man wolle ihm den Doppelmord unterjubeln. Allerdings hat die Polizei in seiner Wohnung zahlreiche Blutspuren entdeckt.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Stuttgart - Peter G. und Sylvia C., deren Leichen später in zwei Koffern im Schlossgarten entdeckt wurden, sind höchstwahrscheinlich in der Wohnung des angeklagten Günter H. ermordet worden. Ein Kriminaltechniker berichtete am Montag im Prozess am Landgericht, wie man mit Hilfe des Mittels Leuko-Kristallviolett zahlreiche Blutspuren in den Zimmern in Gablenberg entdeckt habe. Die Ermittler hatten den Farbstoff, der mit Eisen reagiert, das im Blut Sauerstoff transportiert, in der gesamten Wohnung des Angeklagten versprüht. Viele blaue Flecken auf dem Boden und an den Wänden im Wohnzimmer des Angeklagten zeigten Blutreste an. „Wir gehen daher davon aus, dass die Wohnung der Tatort ist“, so der Kriminaltechniker.

 

Brisant ist die Information für den Angeklagten indes nicht. Günter H. (48) hatte bereits bei seiner ersten polizeilichen Vernehmung am 16. Juni 2014 ausgesagt, dass seine Wohnung der Ort gewesen sei, in dem sich zwei Wochen zuvor eine Tragödie abgespielt habe – allerdings habe er keines der beiden Opfer umgebracht. Der Staatsanwalt wirft dem arbeitslosen Maurer hingegen vor, in der Nacht zum 30. Mai erst den Obdachlosen Peter G. (50) aus Eifersucht umgebracht zu haben, weil Günter H. auch an Sylvia C. interessiert gewesen sei, die an dem Abend ebenfalls in der Wohnung gewesen sei. Als die 47-jährige Arbeitslose die Avancen des Angeklagten nach der Tat zurückgewiesen habe, soll der 48-Jährige auch die Frau ermordet haben.

Günter H. nennt Sylvia C. die wahre Schuldige

Die Leichen waren am 1. Juni in zwei Reisekoffern hinter einer Betonwand im Park entdeckt worden. Günter H. hatte ausgesagt, dass Sylvia C. ihren Partner aus Hass stranguliert und mit einem Feuerlöscher den Kopf eingeschlagen habe. Zudem habe sie den Leichnam mit einem Messer, einem Akkuschrauber und einem Hackbeil malträtiert. Danach habe sie sich selbst mit einem Spanngurt erwürgt. Bei der Bluttat und beim Suizid habe er geschlafen, so der Angeklagte. Die Toten habe er später mit seinem Rad samt Anhänger in den Schlossgarten gebracht, um sie loszuwerden, weil er geahnt habe, dass der Verdacht auf ihn fallen würde. Zuvor habe er seine Wohnung penibel geputzt, um alle Spuren zu verwischen. Die Vorwürfe gegen sich bezeichnet der Angeklagte als Komplott. Man wolle ihm den Doppelmord unterjubeln.

Ein Großaufgebot von Kriminaltechnikern hat indes Spuren ausgewertet, die in dem Indizienprozess weiterführen sollen. Darunter sind auch Experten, die festgestellt haben, dass Glassplitter und rote Plastikpartikel im Rücken und im Gesäß des getöteten Mannes von einer Bier- oder Weinflasche und von Paraffin-Wachs stammen. Zudem wurde am Montag bekannt, dass im Rachen des Leichnams Reste von Feuerlöscherpulver entdeckt worden sind. Der Angeklagte selbst hatte bereits im Prozess ausgesagt, dass er beobachtet habe, wie Sylvia C. dem Toten mit dem Feuerlöscher in den Mund gesprüht habe. Das Gerät habe er später entsorgt.

Prozessbeteiligte warten auf zwei wichtige Zeugen

Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt. Wann der Wirt und eine Bedienung eines Lokals im Stuttgarter Osten aussagen, die offenbar beobachtet haben, wie der Angeklagte und Sylvia C. in der Tatnacht essen gewesen sind, ist nicht bekannt. Sie sollen beobachtet haben, wie die beiden am Tisch Zärtlichkeiten austauschten. Der Angeklagte streitet dies ab. Er habe kein Interesse an der Frau gehabt, sagt Günter H.