Aufgelesen im Kreis: Süßes und Saures. Diese Woche geht es gesund und munter zu – mit königlichem Gemüse und fröhlicher Musik aus Schweden, die auf der Geige rückwärts gespielt wird.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Gärtringen - Die Suche nach Talenten im Kreis Böblingen reißt nicht ab. Jetzt hat sich auch noch die Kaufmännische Krankenkasse als Scout hervorgetan. Statt ihre Protagonisten vor die Fernsehkamera zu zerren, fordert die Versicherung nur zu dessen Verzehr auf. Das ist die bekömmliche Variante der aktuell so populären Leistungsshows: „Spargel ist ein Multitalent in Sachen Gesundheit“, lässt Richard Schirowski vom KKH-Serviceteam in Böblingen mitteilen. Man sollte das königliche Gemüse jetzt häufig genießen, empfiehlt er und klingt damit sehr fürsorglich. Dabei denkt der Mann nur an seinen Job: Spargel mag teuer sein, aber er spart seiner Versicherung pfundweise Arztkosten.

 

Die bioaktiven Substanzen der weißen und grünen Stangen sollen nämlich vor Krebs schützen. Außerdem ist der Spargel reich an Mineralstoffen wie Kalium, Eisen, Magnesium und Zink. Die machen wiederum leistungsfähig, beruhigen die Nerven und stärken das Immunsystem. „Das köstliche Frühlingsgemüse ist auch ein Schlankmacher, der für ein gutes Sättigungsgefühl sorgt“, freut sich Richard Schirowski laut der Pressemitteilung des Weiteren. Der Mann hat gut lachen, denn erstens sprießt im Kreis in Bondorf und Affstätt der Spargel und zweites gehört er nicht dem KKH-Serviceteam Stuttgart an.

Dauerhaft dicke Luft in Stuttgart

Die Kaufmännische legt zwar bundesweit ihren Kundenbetreuern immer die selben Worte – und momentan den Spargel – in den Mund, damit die frohe Kunde auch in Krefeld, Singen und Landau vernommen wird. In der Landeshauptstadt hat es der Krankenkasse jedoch die Sprache verschlagen: Dort herrscht dauerhaft dicke Luft. Eine Anfrage der Grünen ans Bundesumweltministerium hat es wieder zu Tage gebracht, dass Stuttgart sowohl der am höchsten mit Feinstaub als auch mit Stickstoffdioxid belastete Ort Deutschlands ist. Dagegen hilft nicht einmal das Multitalent Spargel. Allein beim Feinstaub wurde 2013 an 91 Tagen der Grenzwert überschritten. Und der Zustand des Patienten wird immer schlechter: Zwischen 1. Januar und 14. April 2015 war dies bereits 41-mal der Fall.

Die Böblinger können aufatmen

Diesbezüglich können die Böblinger wirklich aufatmen. Die beiden Messstationen des Kreises tauchen in der Rangliste unter ferner liefen auf. Ob das daran liegt, dass sie auch unter ferner liefen aufgestellt wurden, verrät die Tabelle nicht. Dort belegt Leonberg mit zehn grenzwertigen Tagen jedenfalls Platz 54. Gärtringen hat mit nur einem fein verstaubten Tag sogar fast so frische Luft zu bieten wie die Zugspitze (Rang 328 versus 383). In solch reiner Luft gedeihen natürlich ganz andere Talente als nur gesunde Kost. Wie die Krankenkasse war auch die ARD auf der Suche nach jungem Gemüse – und gruben in Gärtringen Enrico Ferrari aus. Der Junge singt Sopran bei den Aurelis-Sängerknaben in Calw, er lernt Geige, besucht das Böblinger Albert-Einstein-Gymnasium und ist Abba-Fan. Das Fernsehen interessierte sich freilich ausschließlich für die leichte Kost: In der Show „Klein gegen Groß“ trat der Zwölfjährige nun gegen den Volksmusikstar Stefanie Hertel an. Die beiden mussten rückwärts gespielte Songs der schwedischen Erfolgsgruppe erkennen. „Super Trouper“ und dergleichen wurden immerhin auf der Geige dargeboten. Und dabei zeigte sich, dass Enrico Ferrari mindestens so begabt ist wie Spargel: Er gewann das Stechen in dieser Leistungsshow.