Im Kreis aufgelesen: Süßes und Saures. Diese Woche ignorieren die Herrenberger den Klimawandel, während die Energieagentur für hitzige Diskussionen sorgt.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen - Dieser Sommer hat zwar nie stattgefunden – aber kaum ist er vorbei, erwarten die Herrenberger einen harten Winter. Während die warmen Temperaturen bei vielen Lust auf Eis machten, würden die Technischen Dienste und das Gebäudemanagement der Stadt an Eis in andere Form denken, heißt es in einer diese Woche verschickten Mitteilung: „Schnee und glatte Straßen haben sie im Visier, und bereiten sich mit dem Bau von zwei zusätzlichen Salzsilos auf den Winterdienst vor.“ Mit der Verdoppelung der Siloanzahl wird die Kapazität auf 290 Tonnen fast verdreifacht. Aber damit nicht genug, versichern die Techniker, in einem externen Lager haben sie weitere 350 Tonnen Salz gebunkert.

 

Das Klima wandelt sich allerorten

Das klingt doch richtig süß! Die Herrenberger träumen tatsächlich noch von weißen Weihnachten. Und das nach diesem grauen Sommer! Sollte es nicht schneien, können sie ihr Salz trotzdem verstreuen, das hätte einen ähnlichen Effekt. Das Klima wandelt sich sowieso allerorten – mit Beginn dieses Schuljahrs sogar in den Ranzen. Dafür wirbt die Energieagentur des Landkreises, und dabei geht es natürlich nicht darum, eine Anlage in die Tasche einzubauen, die die Temperaturen darin auf Minusgrade herunterkühlt, um das Pausenbrot frisch zu halten. Die im Landratsamt angesiedelte Beratungsstelle versteht unter einem klimafreundlichen Schulanfang vielmehr eine Lernausrüstung ganz ohne Kunststoffe und biologisch erzeugte Vesper. Außerdem sollen die Lehrer den Klimaschutz aufs Klassenzimmer ausdehnen, in dem sie ihre Schüler zu Energiedetektiven ausbilden. Die Kinder könnten nach „unnötig laufenden Geräten, veralteten Glühbirnen oder gekippten Fenstern fahnden“, schwärmt die Energieagentur.

An das innerfamiliäre Klima hat die Behörde bei ihrer Umweltschutzaktion allerdings mit Sicherheit nicht gedacht. Hitzige Diskussionen zwischen Erziehungsberechtigten und ihrem Nachwuchs über die Lüftung von muffeligen Kinderzimmern sind nach einer solchen Ausbildung auf jeden Fall programmiert. Erst recht, wenn es so kalt werden sollte, wie dies die Herrenberger erwarten. Deshalb sollten sich die betroffenen Eltern ein Beispiel an den Technischen Diensten nehmen und sich für den heftigen Gegenwind rüsten: Statt Salz eben Argumente bunkern, womöglich hat die Energieagentur auch ein paar Tipps für mehr Umweltfreundlichkeit im zwischenmenschlichen Bereich auf Lager.

Dass es nur auf die richtigen Worte ankommt, hat wieder einmal ein Politiker dieser Tage vorgeführt. Der an durchreisende Abgeordnete durchaus gewöhnte Landkreis Böblingen wurde am 12. September von einem Staatssekretär heimgesucht. „Junge Denkmale sind wichtig für das Land“, sagte Ingo Rust in Sindelfingen. Durch seinen Versuch das Neue Rathaus schön zu reden, wirkte die Stippvisite jedoch eher wie ein Kondolenzbesuch. Seit Anfang des Jahres steht „das Bauwerk der Nachkriegsmoderne“ unter Schutz. Was bedeutet, dass der Klotz nur durch einen Luftangriff jemals in der Versenkung verschwinden kann, und das will niemand. Deshalb schwadroniert der SPDler über das Rathaus als eines der „qualitätvollsten und bestüberlieferten Verwaltungsbauten der 1960er- und 1970er-Jahre“.

Zum Glück sind die Ferien vorbei

Man kann sich nur damit trösten, dass die Ferien vorbei sind. Dadurch neigt sich wenigstens auch die Reisetätigkeit der Politiker dem Ende zu. Paul Nemeth ist zum Beispiel wieder sesshaft geworden. Der CDU-Landtagsabgeordnete bittet am Freitag zur Bürgersprechstunde bei der Kreis-CDU in Böblingen. Nach seinen zahlreichen Eskapaden diesen Sommer im Landkreis (unter anderem in Waldenbuch) steckt er nun wieder wie alle anderen im Hamsterrad – und fasst sich kurz. Das ist doch ebenfalls eine recht angenehme Form des Klimaschutzes.