Spätestens wenn man fast daran scheitert, einen Kommentar auf Youtube zu verfassen, wird einem klar, dass man mit der jungen Generation nie mehr wird mithalten können.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Ich muss los! Ganz dringend! Ich muss mich in Sachen Internet und soziale Netzwerke auf den neusten Stand bringen. Okay, ich kann mir alles ergoogeln, was ich brauche, ich kann im weltweiten Netz shoppen, und ich bin über Whatsapp mit Freunden und Bekannten vernetzt, ja sogar mit der kompletten Elternschaft meiner jüngeren Tochter. Aber das war’ s dann auch schon. Ich bin nie bei Facebook gewesen, habe noch nie eine Instagram-Story erstellt und kenne mich nur mit Tic-Tac (die Mini-Bonbons aus den 90er Jahren), aber nicht mit Tiktok aus.

 

Wie wenig ich von alldem verstehe, wurde mir vor Kurzem bewusst, als meine Jüngste an einer Verlosung einer deutschen Jugendbuchautorin teilnehmen wollte. Man musste nur einen Kommentar unter eines ihrer Youtube-Videos schreiben. Eigentlich lehne ich so etwas ab. Ist doch alles nur Schmu, oder? Bestimmt ist das nur ein Trick, um irgendwelche Daten zu sammeln. Aber die Tochter bettelte, schließlich konnte man eine Kette gewinnen, die es sonst nirgendwo zu kaufen gibt.

Ich googelte, wie man bei Youtube zu den Kommentaren kommt

Also tat ich es – auch, weil ich besagter Jugendbuchautorin vertraue, dass sie eben keinen Schmu macht. Aber ganz ehrlich, ich wäre fast gescheitert. Ich weiß gar nicht mehr, wie genau es war, aber irgendwie waren die Kommentare unter dem Youtube-Video plötzlich weg. Gerade noch hatte ich sie lesen können, und im nächsten Moment sah ich nur noch das Fenster, in dem man das Video abspielen konnte, und alle möglichen anderen Fenster, aber keine Kommentare mehr. Und auch kein Feld mehr, in dem man einen neuen Kommentar hätte eingeben können. Ich googelte dann sogar (weil ich das ja kann), wo und wie man in Youtube zu den Kommentaren kommt. Das brachte mich aber auch nicht weiter und hat jetzt vermutlich nur zur Folge, dass mich Google für uralt hält und mir demnächst Werbung für allerlei Seniorenprodukte auf den Laptop spült.

Nach einer Dreiviertelstunde gab ich schließlich auf und versuchte, den Kommentar am Handy zu verfassen. Und siehe da, es funktionierte tadellos und innerhalb von Sekunden. Warum? Weiß ich nicht! Meistens sitzt das Problem ja vor dem Gerät.

Facebook ist schon wieder out

Um dem entgegenzuwirken, kündigte ich neulich im Freundeskreis stolz an, dass ich neue virtuelle Wege beschreiten möchte und mich jetzt bei Facebook anmelden werde – und tappte damit prompt ins nächste Fettnäpfchen. Denn Facebook ist schon wieder out. Das hat man vor 20 oder vielleicht noch vor zehn Jahren gemacht. Aber heute? Instagram geht wohl gerade noch in Ordnung, besser ist aber Snapchat. Über diese App werden vor allem Bilder verschickt, die aber nur für kurze Zeit sichtbar sind und dann wieder verschwinden. Man muss also online blieben, wenn man nichts verpassen will.

Das habe ich jetzt natürlich auch nur auf einer Info-Plattform für Eltern nachgelesen. Und was da noch alles zu lesen ist, lässt es mir schummrig vor Augen werden. Ich muss noch einmal gut darüber nachdenken, ob ich mich in Sachen soziale Netzwerke wirklich auf dem neusten Stand bringen will...

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Alexandra Kratz hat zwei Töchter, die mitten in der Pubertät stecken. Allzu oft erkennt sie sich dabei in ihren eigenen Kindern wieder.