Kinder und Essen – das ist nicht immer die geschmeidigste Kombi. Die Kinder unserer Autorin waren früher Allesesser. Jetzt ist eine Tochter Vegetarierin und liebäugelt bereits mit dem Veganismus. Das bringt Spannung an den Herd.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Schlaf, Darmaktivitäten, Essen: Es gibt eine Zeit im Elterndasein, da drehen sich die Gedanken kaum um etwas anderes. 1. Schlaf: Wann schläft das Kind endlich durch? Wann können wir endlich wieder ausschlafen? Wann bekomme ich wieder mehr Bett ab als die 15 Zentimeter, die mir übrig bleiben, wenn beide Zwillinge in der Nacht ins Gräbele umziehen? 2. Darmaktivitäten: Warum ist nichts in der Windel? Warum ist so viel in der Windel und warum hat das, was drin ist, so eine seltsame Farbe? 3. Essen: Isst das Kind genug? Warum isst es nur Nudeln ohne Soße? Warum aß es gestern mit Hochgenuss drei Bananen und spuckt sie heute aus?

 

Unsere Töchter schlafen jetzt seit etlichen Jahren durch. Inzwischen schlafen sie auch aus. Bald werden sie vermutlich wochenends gegen halb eins, eins an den Frühstückstisch schlurfen und sich darüber beklagen, warum wir zu nachtschlafender Zeit so einen Lärm machen. Für ihre Darmaktivitäten sind sie ebenfalls seit geraumer Zeit selbst verantwortlich. Bleibt das Essen.

Unsere Kinder waren Allesesser

Das ist mit den Jahren nicht einfacher geworden, ganz im Gegenteil. Früher waren unsere Kinder Allesesser – eine unter Eltern begehrte Spezies, in etwa so gefragt wie die Frühdurchschläferin oder der Vonselbstdaszimmeraufräumer. Quinoa, Frühlingszwiebeln, Miesmuscheln, Stachelbeeren, Kidneybohnen, Ackersalat, Couscous, Rot-, Grün- und sogar Rosenkohl: Es gab eigentlich nichts, was unsere Töchter nicht aßen. Ein Fischer an der französischen Atlantikküste hatte einmal buchstäblich Freudentränen in den Augen, als er sah, mit wie viel Genuss die damals Dreijährigen Bulot, zu Deutsch Wellhornschnecken, aus ihren Häusern pulten, in Vinaigrette tunkten und verspeisten.

Dann kam die Schule. Und unseren Töchtern ging langsam auf, dass es bei Unter-Zehn-Jährigen nicht unbedingt „schick“ ist, Spinat zu mögen. Dass das Heben der Topfdeckel offenbar mit einem obligatorischen „Iiiiiih, was is’n des?“ begleitet werden muss. Dass mäkeliges Heraussortieren von allem Grünen unter Grundschülern zum guten Stil gehört. Kurz: Unsere Kinder wurden kulinarisch bornierter. Ihre Leidenschaft für Sauerkraut und Sushi (bevor Sie jetzt fragen: nicht auf einem Teller) behielten sie von nun an tunlichst für sich.

Welches Sojahackfleisch ist das beste?

Inzwischen ist eine unserer Töchter Vegetarierin. Die andere mag eigentlich Fleisch, soll es aber wegen einer Allergie nicht essen. Und generell haben wir, aus Rücksicht aufs Klima, unseren Fleischkonsum auf einmal die Woche reduziert. Mittlerweile wissen wir, welches Sojahackfleisch in den Spaghetti Bolognese am besten schmeckt und dass kleingewürfelter Räuchertofu Speck zum Verwechseln ähnlich ist. Selbst panierte Sellerieschnitzel sind deutlich leckerer als sie vielleicht klingen.

Mit dem Essen bleibt es also spannend. Kürzlich sinnierte die Vegetarier-Tochter laut darüber, ob es nicht noch besser wäre, Veganerin zu werden. Am besten probiere ich mich also jetzt schon mal durch das Angebot an Hafermilch und Cashew-Camembert. Man will ja vorbereitet sein.

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Theresa Schäfer (42) ist Mutter von Zwillingen – und Redakteurin im Nebenberuf. Der geballten Power und argumentativen Logik von zwei Elfjährigen steht sie oft staunend und manchmal völlig geplättet gegenüber.