Tesla muss liefern – im wahrsten Sinn des Wortes. Die Ankündigung von Unternehmenschef Elon Musk, bis 2018 eine halbe Million Autos jährlich zu produzieren, katapultiert den Hersteller in eine neue, schwierigere Liga, kommentiert Andreas Geldner.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Gibt es so etwas wie zu viel des Guten? Tesla ist weltweit schon heute eine Art Mythos: Der Ruf des Elektroautoherstellers ist so gut, dass Kunden angekündigte Autos massenhaft unbesehen bestellten. Doch wenn der Hersteller seine Produktion nicht rasch hochfährt, dann müssten diese jahrelang warten. Auf anspruchsvollen Märkten wie den USA sind die Käufer so etwas bisher überhaupt nicht gewohnt. Der Tesla-Chef Elon Musk muss nun ein Tempo vorlegen, wie es das in der Branche bisher nicht gegeben hat. Doch es ist das eine, mit einem kreativen Team technologische Hürden kühn zu überspringen. Massenproduktion lässt sich nicht im Stil eines Start-ups organisieren, vor allen Dingen, wenn man keine Abstriche bei der Qualität machen will. Zwei Jahre früher als geplant eine halbe Million Autos produzieren zu können, hängt an vielen Unwägbarkeiten, welche nicht mit schierer Willenskraft zu überwinden sind. Mehr noch als bisher wird Tesla zu einem Großversuch bei der Frage, ob eine aus der Digitalbranche stammende Innovationskultur sich auf die Massenproduktion übertragen lässt. Das wird von Tesla radikal neue Konzepte verlangen. Sollte der US-Hersteller hier tatsächlich reüssieren, würde er vermutlich auch bei den unter dem Schlagwort Industrie 4.0 zusammengefassten, modernen Produktionsmethoden zu einer Art Leitwolf – wie das Unternehmen es schon bisher etwa bei Themen wie einer privat aufgebauten Schnelllade-Infrastruktur ist. Gerade hat sich Musk darüber echauffiert, wie sich deutsche Hersteller durch angeblich unfaire Details bei der Förderung von Elektroautos einen Vorsprung verschaffen hätten.

 

Skepsis bleibt angebracht. Bisher schreibt Tesla eine fast zu makellose Story, die auch davon profitiert, dass manchmal die Öffentlichkeit nicht so kritisch hinsieht wie bei den Traditionsherstellern. Bei einer halben Million Fahrzeugen jährlich ist aber das Nischendasein – und damit auch das Privileg bei der öffentlichen Wahrnehmung – wohl bald vorbei. Tesla muss liefern. Ohne wenn und aber. Und das wird schwieriger als die selbstbewussten Statements aus den USA verlauten lassen. Dass der Hersteller mehr Verluste geschrieben hat als im Vorjahr, ist nur ein weiteres Indiz dafür. „Wir sind versessen darauf, der beste Hersteller der Welt zu werden“, sagte Musk. Er hat dazu schlicht keine Alternative.