Vor der Partie zwischen Polen und Russland ist es zu Fan-Ausschreitungen gekommen. Das dürfen nicht die einzigen Bilder sein, die von der EM in Erinnerung bleiben.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Warschau - Die Krawalle in Warschau werden als ein dunkles Kapitel ins Tagebuch dieser EM eingehen. Bleibt es aber bei dem einen Eintrag, dürfen sie nicht das Gesamtbild des Turniers prägen. Schließlich waren es nationalistische Schläger aus Polen und Russland, die für die Gewaltszenen außerhalb des Stadions verantwortlich waren – und keine Fußballfans. Denn während der Mob tobte, stimmten sich die wahren Freunde des Fußballs zu Zehntausenden friedfertig auf das Spiel ein – und zwar Polen und Russen Seite an Seite.

 

Mit ihrer Entscheidung, den Marsch der Russen an ihrem Nationalfeiertag durch die Innenstadt zu erlauben, wollte die polnische Regierung Toleranz demonstrieren. Das ist eine falsche Entscheidung gewesen. Denn bei all den politischen Wunden aus der Vergangenheit wurde so auf einer emotionalen Weltbühne, die ein Medienereignis wie eine Fußball-Europameisterschaft immer ist, eine Zündschnur an ein Pulverfass gelegt. Dass diese explosive Mischung letztlich hochging, ist bedauerlich – überraschend geschah dies aber nicht.

Wie die Politik muss sich nun auch die Polizei Kritik gefallen lassen. Zwar waren die Sicherheitskräfte mit einem imposanten Aufgebot präsent, doch anstatt präventiv einzugreifen, ließ man die Schläger beider Seiten auf der Allee zwischen City und Stadion aufeinanderprallen. Wie man es besser macht, zeigten später auf dem Rasen die Fußballer. Sie kamen bei aller sportlichen Brisanz ohne Provokationen aus.