Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Doch muss der Beamtenbund auch ein hohes Interesse an gesellschaftlicher Akzeptanz für den öffentlichen Dienst haben. Es sollte ihn beunruhigen, wenn derzeit nicht nur das Image des Staatsdienstes, sondern auch die Gewerkschaftsbewegung insgesamt demoliert wird. Kurz: wenn jemand Einfluss auf die GDL hat, dann der Beamtenbund – er muss ihn nur ausüben.

 

Auf der anderen Seite trägt die Bahn, faktisch ein Staatsbetrieb, eine enorme Verantwortung für die öffentliche Daseinsvorsorge. Diesem Anspruch wird das Management nicht gerecht, es dokumentiert Dogmatismus statt Konsensfähigkeit. Scheinlösungen, wie sie am Wochenende bekannt wurden, helfen nicht. Solange Politik und Wirtschaft ihren Groll auf die GDL fokussieren, kann die Bahn-Führung von ihrer Verantwortung ablenken.

Gegen die Streiks vor Gericht zu klagen, so unverhältnismäßig sie auch sind, dürfte wenig bringen. Die Erfahrung zeigt, dass eine parallele juristische Kontroverse den Tarifkrieg verlängert, dem Arbeitgeber aber keine elementaren Vorteile verschafft.

Kann es somit nur ein Schlichter richten, den selbst die ratlose Kanzlerin fordert? Ein Vermittler könnte den Kontrahenten das Gefühl nehmen, am Ende als Besiegte dazustehen. Wenn aber keine generelle Bereitschaft zum Kompromiss vorhanden ist, etwa bei einem Zeitplan für mehr tarifpolitische Freiheit der GDL, verspricht eine Schlichtung keinen Ausweg. Dass die Gewerkschaft ablehnt, war daher zu erwarten. Es wird dauern, bis sie auf den Pfad der Verständigung zurückkehrt.