Die Warnung der Verbände vor einem Wirtschaftsminister Wolf ist reichlich anmaßend, kommentiert unser Redakteur Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Es ist schon ein starkes Stück, das sich die Wirtschaftsverbände da leisten. Noch hat die CDU ihre Kandidaten für das grün-schwarze Kabinett nicht benannt, da melden sie vorsorglich Protest an: Keinesfalls solle der Spitzenkandidat Guido Wolf Wirtschaftsminister werden, man brauche jemanden mit mehr Verständnis für die Unternehmen. Das ist nicht nur eine beispiellose Anmaßung, es überhöht auch die Rolle des Ressortchefs. Weitaus wichtiger als dieser ist für die Wirtschaft noch immer der Ministerpräsident. Warnungen vor einem Regierungschef Wolf aber hat man von den Verbänden vor der Wahl nicht vernommen. Nun soll er nicht einmal als Fachminister taugen?

 

Das Anforderungsprofil, das jetzt verlangt wird, hätten auch frühere Ressortchefs zunächst nicht erfüllt; später erfreuten sie sich dann doch der Wertschätzung der Wirtschaft. Noch weniger trifft das Argument, der Wahlverlierer Wolf dürfe nicht mit dem wichtigen Ministerium belohnt werden. Auch der Landeschef Thomas Strobl hat die Wahl für die CDU verloren, muss sich als Vizepremier aber nicht solcher Attacken erwehren. Für Strobl ist der Angriff auf Wolf alles andere als hilfreich. Er muss nun den Eindruck vermeiden, dass sich die Partei ihr Personal von der Wirtschaft diktieren lässt. Am Ende könnte sich deren Votum als reichlich töricht erweisen.