Die Hoffnungen in den Karstadt-Investor Nicolas Berggruen sind zerbröselt. Der deutsch-amerikanische Kunstmäzen hat seine Versprechen nicht eingelöst. Es ist Zeit für seinen Abschied, meint StZ-Wirtschaftsredakteur Thomas Thieme.

Stuttgart - Es wäre falsch zu behaupten, Nicolas Berggruen sei in den vergangenen vier Jahren gänzlich untätig in Sachen Karstadt gewesen. Zunächst ließ er sich an der Seite der damaligen Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen als Garant für mehr als 20 000 deutsche Arbeitsplätze feiern. Nachdem er die Verantwortung für die insolvente Warenhauskette übernommen hatte, gab der medienscheue Kunstmäzen sogar bereitwillig Auskunft darüber, wie es gelingen sollte, den taumelnden Kaufhausriesen auf den Beinen zu halten. „Karstadt braucht neue Ideen und neues Geld“, so seine Botschaft. Für diese Ideen heuerte er den britischen Geschäftsführer Andrew Jennings an, der viele Stammkunden damit vergraulte, dass er die Multimediaabteilungen dichtmachte und das Kleidersortiment radikal verjüngte.

 

Und das Geld? „Natürlich werden wir erheblich investieren“, so Berggruen im Sommer 2010. Im Sommer 2014 ist gewiss, dass der vermeintliche Retter selbst Millionen über die Markenrechte aus dem Konzern abgezogen hat. Investiert wurde dagegen nur, was zuvor in die Ladenkassen geflossen ist. Bis heute ist nicht belegt, dass der Multimillionär auch nur einen Euro eigenes Geld in die Hand genommen hat.

Zuletzt sind die öffentlichen Auftritte selten geworden, bei denen Berggruen bereit war, über sein Unternehmen zu sprechen. Wenn er es einmal tat, dann gab er seinem Publikum deutlich zu verstehen, dass die Führung einer Kaufhauskette nicht sein Ding sei. „Wie krank Karstadt war“, will er – wohlgemerkt nach monatelanger Prüfung – nicht gewusst haben. Selbst der nun offenbar erfolgte Hilferuf des Retters wurde nur über Bande bekannt, durch den Adressaten und möglichen neuen Besitzer, den Österreicher René Benko. Dieser könnte bald ein neues Kapitel in der Geschichte des Traditionswarenhauses aufschlagen. Vielleicht wird es ehrlicher als das vergangene, ganz sicher aber schmerzhafter. Auch wenn sich Berggruen leise vom Hof schleichen sollte – es wäre gut, wenn er geht.