Im kommenden Jahr sollen in Baden-Württemberg weniger Lehrerstellen gestrichen werden als geplant. Grün-Rot spart bei Lichte betrachtet dabei nur noch an einer einzigen Stelle: bei den eigenen Sparplänen, kommentiert StZ-Korrespondent Reiner Ruf.

Stuttgart - Der Abbau von 11 600 Lehrerstellen bis zum Jahr 2020 galt einmal als Ausweis des ernsthaften Sparwillens der Landesregierung. Wenn die Zahl der Schüler deutlich sinkt, so das Kalkül, dann kann wenigstens die Hälfte der rechnerisch frei werdenden Planstellen für die Sanierung des Landesetats herangezogen werden. Doch Pustekuchen. Aus geheimnisvollen Gründen ist an den Prognosen zur Entwicklung der Schülerzahlen immer nur eines verlässlich: dass sie falsch sind.

 

Nun, da sich die Klassenzimmer keineswegs so schnell leeren wie vorhergesagt, ist auch der Sparwille perdu. Der Abschied vom Lehrerstellenabbau folgt einerseits der Logik der Zahlen, ist andererseits aber auch dem nahenden Landtagswahlkampf geschuldet. Denn die Opposition hält Grün-Rot zwar beständig und nicht ohne Anlass einen Mangel an Haushaltsdisziplin vor, wirft ihrerseits aber mit neuen Stellenforderungen nur so um sich. Grün-Rot wiederum muss sich sagen lassen, zwar ständig über den Moloch namens Kultusbürokratie zu jammern, der ineffizient und kaum zu steuern sei, dabei jedes neu auftauchende Problem mit einem Eimer voller Stellen zuschütten wolle. Nur: diesem Moloch zeigt sich auch Grün-Rot bisher nicht gewachsen. Und wo jetzt stattdessen gespart werden soll, das bleibt im Dunkeln. Der Steuersegen jedenfalls wird nicht ewig währen.