Es ist viel bedacht und diskutiert worden. StZ-Redakteur Jan Welke meint: die grüne Kunstministerin Theresia Bauer muss Kürzungen bei den Musikhochschulen des Landes ablehnen.

Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Stuttgart - Das Experiment ist beendet – und es ist geglückt. Strukturiert, fokussiert, ausführlich und tiefschürfend wurden in fünf Symposien die Herausforderungen analysiert und debattiert. Deutlich über zweihundert Teilnehmer auch noch bei der letzten Zukunftskonferenz in Karlsruhe haben gezeigt, wie stark das Interesse ist an Information, an – in bestem wissenschaftlichem Sinne – Erkenntnisgewinn und nicht zuletzt am regen, offenbar bisher stets zu kurz gekommenen Austausch insbesondere unter den Lehrenden. Die Kunst- und Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und ihr Staatssekretär Jürgen Walter haben einen mustergültigen demokratischen Prozess der Teilhabe und des Miteinanders in Gang gesetzt. Dafür gebührt den beiden Grünen-Politikern großes Lob.

 

Das Ergebnis dieser Erörterungen liegt auf der Hand. Der Vorwurf des Rechnungshofs, an den Musikhochschulen im Land werde weit über Bedarf ausgebildet, zielt ins Leere, denn natürlich landet nicht jeder Absolvent anschließend fest angestellt in einem Spitzenorchester. Aber es wird ja auch nicht aus jedem Jurastudenten ein renommierter Topanwalt – und wenn es nur nach den späteren Chancen auf dem Arbeitsmarkt ginge, könnte man schließlich auch jeden Philosophiestudiengang in Deutschland abwickeln, denn der Bedarf an Philosophen ist sehr begrenzt.

Die Ministerin muss die Kürzungen ablehnen

Mit viel Vorsicht ist der zweite Hauptvorwurf der Kassenprüfer zu werten, dass – leicht zugespitzt – haufenweise Asiaten die Musikhochschulen überschwemmen, die umgehend nach dem Abschluss ihres hierzulande kostenlosen Studiums Deutschland den Rücken kehren. Wer sich ein liberales, weltoffenes und Chancengleichheit gewährendes Land wünscht, muss dies nolens volens in Kauf nehmen und sich vielleicht eher mal fragen, ob Orchesterfusionen und sonstige Verödungen der Kulturlandschaft der geeignete Weg sind, Spitzenmusiker im Land zu halten. Mal davon abgesehen, dass jeder asiatische Student an den hiesigen Hochschulen knallharte Aufnahmeprüfungen bestanden hat, an denen manch andere scheitern. Auch das macht Exzellenz aus.

Vielmehr ist – gewiss auch der Ministerin – deutlich geworden, mit welch hohem Engagement bei zugleich ohnehin schon engen finanziellen Möglichkeiten an den Musikhochschulen gelehrt und gelernt wird. Die Antwort auf die Einsparvorschläge des Rechnungshofs an den Musikhochschulen kann somit nur eine souveräne Ablehnung durch ein souveränes Parlament sein. 41,3 Milliarden Euro beträgt der Haushalt des Landes Baden-Württemberg für 2014, die vom Rechnungshof geforderte Mittelkürzung würde davon gerade 0,012 Prozent ausmachen: ein Nasenwasser. Es sei Frau Bauer also der dezente Wink mit dem Zaunpfahl gegeben, dass die Bundeskulturstaatsministerin Monika Grütters und ihr Vorgänger Bernd Neumann es seit vielen Jahren bei jeder Haushaltsberatung schaffen, den Kulturetat des Bundes sogar zu erhöhen. Und wenn es noch eines letzten Arguments bedürfte, dann sei die Zahl genannt, die der Vorsitzende der Rektorenkonferenz am Montag ganz nebenbei erwähnte: alle fünf Musikhochschulen im Land haben ein Budget von zusammen 43 Millionen Euro – während allein die Musikhochschule in Köln über 42 Millionen verfügen kann.