Der Streit zwischen den Öl-Förderländern spielt den Verbrauchern in die Karten, meint Wirtschaftsredakteur Walther Rosenberger in seinem Kommentar zum gescheiterten Öl-Gipfel in Doha.

Hamburg - Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Dass dieser aus dem Alltagsleben entlehnte Spruch auch im exklusiven Bereich der internationalen Öl-Diplomatie seine Gültigkeit hat, lies sich am vergangenen Wochenende beobachten. Ein mit Spannung erwartetes Treffen wichtiger Öl-Förderländer, die zusammen rund die Hälfte der Weltproduktion repräsentieren, ging gnadenlos schief. Statt sich zusammen zu raufen und sich auf eine Deckelung der weltweiten Ölförderung zu einigen, stand ein in diplomatische Floskeln verhüllter Eklat. Das Resultat: Alles bleibt beim Alten. Die Organisation der Erdölfördernden Länder – die Opec – ist zerstritten wie eh und je und gibt ein erbärmliches Bild ab. Ihre Glaubwürdigkeit, als Interessenvertreter der Ölförderländer ist nachhaltig erschüttert.

 

Für die Verbraucher dürfte vor allem eine Botschaft des Wochenendes relevant sein: Die Ölhähne zwischen Riad und Caracas bleiben weit geöffnet. Damit ist klar, dass Öl als wichtigstes Schmiermittel der Weltwirtschaft und Treibstoff für rund eine Milliarde Kraftfahrzeuge weltweit auch in den kommenden Monaten günstig zu haben ist. Das heißt – größere Verwerfungen bei den Wechselkursen ausgeklammert –, dass auch in Europa Diesel, Heizöl und Benzin günstig bleiben. In den aktuellen Tankstellenpreisen „sei noch Luft nach unten“ heißt es vom Bundesverband freier Tankstellen. Sogar die Niedrigstnotierungen vom Dezember 2015 will man für die künftigen Monate nicht ganz ausschließen. Zur Erinnerung: Damals gluckerte ein Liter Diesel für deutlich unter einem Euro in die Tanks.

Die Zerstrittenheit insbesondere der Nahost-Erzrivalen Saudi-Arabien und Iran, die sich nicht auf eine Kappung der Fördermengen einigen konnten, lässt beim Verbraucher also Freude aufkeimen.

Wie nachhaltig die Entwicklung sein wird, ist schwer abzuschätzen. Nicht zuletzt bergen dauerhaft niedrige Ölpreise nämlich auch Risiken. Die Investitionen in neue Förderanlagen und Felder sind schon jetzt drastisch gesunken. Sollte die Weltkonjunktur wider Erwarten anziehen, sind damit Nachfrageschocks nicht auszuschließen, weil dann plötzlich mehr Öl gebraucht wird, als aus der Erde gepumpt werden kann. Solch ein Szenario wäre auch für die Verbraucher ein böses Erwachen.