Der Schutz von Fußballspielen durch die Polizei verschlingt viele Millionen. Eine Beteiligung der Bundesliga-Vereine an den Kosten wäre angemessen, kommentiert Stefan Geiger.

Stuttgart - Es geht um Kosten in der Größenordnung von hundert Millionen Euro im Jahr. Die Schätzungen sind unterschiedlich, aber das ist näherungsweise der Betrag, den die Allgemeinheit und damit die Steuerzahler bis jetzt für die Arbeit der Polizisten geben, die Fußballspiele schützen. Die Beamten sorgen dafür, dass auch vor und nach Risikospielen die Gewalt nicht allzu groß wird.

 

Die Bundesländer, die die Polizisten bezahlen, klagen schon lange über diese finanziellen Lasten. Aber sie trauten sich bisher nicht, etwas zu ändern. Zu mächtig sind die Fürsprecher des Fußballs. Kürzlich ist das überschuldete Bremen vorgeprescht. Es will die Vereine an den Kosten beteiligen, übrigens nur bei Spielen, wo erfahrungsgemäß besonders viel Gewalt zu befürchten ist. Einen anderen Weg sucht jetzt Nordrhein-Westfalen. Dieses Land baut auf die Einsicht der gutwilligen Fans und will die Polizeipräsenz dort reduzieren, wo die Böswilligen bislang kaum eine Rolle spielen. Diese Taktik ist riskant und wird nur so lange funktionieren, bis der erste Schwerverletzte dort zu beklagen ist, wo die Polizeibegleitung fehlte.

Der Staat hat für die öffentliche Sicherheit zu sorgen

Die Polizei hat dafür zu sorgen, dass Menschen möglichst selten ihren Aggressionen freien Lauf lassen und sich wechselseitig die Köpfe einschlagen. Dafür haben die Bürger dem Staat das Gewaltmonopol eingeräumt. „Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit“ heißt das offiziell. Sie ist eine Kernaufgabe der Exekutive. Deshalb verzichtet der Staat nicht nur beim Fußball, sondern auch bei großen Volksfesten oder dem Transport von Castorbehältern auf eine Kostenbeteiligung der Verursacher. Er ist beim Krawall deutlich großzügiger als bei anderen „Störern“, die schon belangt werden, sobald ihre wuchernde Hecke den Straßenverkehr behindert. Die Polizei könnte auch von den Hooligans die Kosten zurückfordern. Dazu müsste man sie aber erst fangen. Und dann ist bei denen selten genügend zu holen.

Die Fußballvereine und ihre Verbände sind keine Gewalttäter. Und deshalb kann der Staat von ihnen auch nicht ohne Weiteres Geld für seine Polizeieinsätze verlangen. Aber der Fußball begeistert nicht nur Millionen von Menschen. Er ist zugleich auch der Katalysator für oft ausufernde Gewalt während, vor und nach den Spielen. Und die Vereine wie deren Verbände sind unmittelbare Nutznießer all der Polizeieinsätze. Nur weil Tausende Polizisten mit einem gigantischen Aufwand die Fußballspiele sichern, nur weil sie schon durch ihre Anwesenheit oft verhindern, dass die vorhandene Gewaltbereitschaft sich Bahn bricht, nur weil sie gegen Gewalttäter vorgehen, können die Spiele überhaupt so stattfinden, wie wir sie erleben.

Eine Kostenbeteiligung hätte auch pädagogische Wirkungen

Fußball ist ein großes gesellschaftliches Ereignis, aber er ist keine gemeinnützige Veranstaltung. Profifußball ist ein knallhartes Geschäft. Die Vereine sind es gewohnt, mit noch größeren Summen zu jonglieren, als all die Polizeieinsätze kosten. Sie sind in der Lage, für einzelne Spieler Millionen zu bezahlen. Es wäre nicht unbillig, von ihnen einen Teil der Kosten zurückzuverlangen, die sie der Allgemeinheit verursachen. Eine pauschale Regelung, die nach dem Bremer Vorbild Ersatz nur für die risikoreichen Spiele mit einem hohen Gewaltpotenzial fordert, könnte so ausgestaltet sein, dass sie schwache und kleine Vereine verschont.

Das ginge – womöglich nicht als hoheitliches Diktat, zumindest aber auf der Basis einer Vereinbarung. Man muss es wollen und darf nicht sofort dem Druck versierter Lobbyisten erliegen. Auch andere wirtschaftlich starke Verbände haben sich schon Argumenten des Gemeinwohls gefügt. Eine Kostenbeteiligung hätte auch eine pädagogische Wirkung. Wer zahlt, hat ein gesteigertes Interesse daran mitzuwirken, die Kosten, die durch Gewalttäter entstehen, mit Prävention gering zu halten.