In dem Streit um die Kartenrabatte haben beide Seiten recht: Die Staatstheater brauchen feste Regelungen, die Kulturgemeinschaft Sicherheit für ihre Programmplanung. Ein Kommentar von StZ-Kulturchef Tim Schleider.

Kultur: Tim Schleider (schl)

Stuttgart - Stuttgart und sein treues, neugieriges, engagiertes Theaterpublikum – wer den überregionale Vergleich hat, der kann es sofort bestätigen: Weder in Hamburg noch in Frankfurt noch in München und schon gar nicht in Berlin sind die Zuschauer allen möglichen Anstrengungen zum Trotz Oper, Schauspiel, Ballett und Konzert so verbunden wie in Stuttgart. Dass beispielsweise das hiesige Schauspiel schon zwei Baustellen-Spielzeiten in Verbundenheit mit dem Publikum einigermaßen heil überstanden hat und auch die kommende dritte Saison wahrscheinlich überstehen wird, ist vor allem ihnen zu verdanken: den Zuschauern mit ihrer Neugier, ihrer Anerkennung, ihrer Liebe zur Kunst.

 

Anteil an diesem großen Kapital haben viele. Zum Beispiel die Kulturpolitik mit ihren fast immer klugen Personalentscheidungen. Zum Beispiel die Intendanten der Staatstheater mit ihren interessanten Spielplänen. Anteil hat aber auch die Kulturgemeinschaft, die mit ihren vielfältigen Angeboten und ihrer intensivem Mitgliederbetreuung Tausende von Stuttgartern jede Saison kreuz und quer durch die Kulturszene dieser Region führt.

Deswegen haben in dem Streit um die Kartenrabatte beide Seiten recht: Die Staatstheater brauchen politisch und juristisch feste Regelungen, bei denen der sachgerechte Umgang mit öffentlichen Geldern nachprüfbar ist. Und die Kulturgemeinschaft braucht Sicherheit für ihre Programmplanung. Was man allen Beteiligten als Erstes raten möchte? Verbale Abrüstung. Hier steht viel mehr auf dem Spiel als ein Theater persönlicher Eitelkeiten.