Donald Trump ruft dazu auf, Hillary Clinton zu erschießen. Das ist eine gewagte Interpretation der US-Medien und dem Sommerloch geschuldet. Allerdings: der Präsidentschaftskandidat spielt wieder einmal bewusst mit Tabus. Das zeigt wie ungeeignet er ist, kommentiert Christian Gottschalk.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Washington - Egal ob Hochdruck- oder Tiefdruckgebiete in der Atmosphäre dominieren, für Medien ist der Sommer in der Regel ein Problem. Urlaubszeit, nicht viel passiert, Sommerloch. Da kommt die Abhilfe aus den USA ganz gelegen. Dem langen Vorwahl- folgt ein kurzer Hauptwahlkampf und Donald Trump ist Garant für Schlagzeilen. Was in den USA zur Prime Time am Abend geschieht , das wabert in der tiefsten Nacht ins alte Europa und lässt hier am Morgen schon ohne Kaffee den Blutdruck steigen. Die aktuellen Äußerungen des republikanischen Präsidentschaftskandidaten sind ein Musterbeispiel dafür. Trump hat dazu aufgerufen, seine Kontrahentin Hillary Clinton mit Waffengewalt zu beseitigen. So wird das zumindest von manchen US-Medien interpretiert.

 

Die Formulierung ist sehr interpretationsoffen gewählt

Nun gibt es keinen Grund, den Möchtegern-Präsidenten in Schutz zu nehmen. Wer sich allerdings die entsprechende Passage genau anschaut muss sehen: natürlich hat Trump das so nicht gesagt. Natürlich ist es eine Auslegung derer, die den New Yorker Geschäftsmann nicht leiden können. Natürlich ist auch das ein Auswuchs der Sommerlochmedienhysterie in den USA. Aber: natürlich ist die Formulierung sehr interpretationsoffen gewählt, und man muss Trump nach all dem, was bisher geschah zutrauen, dass er es genau so gemeint hat wie berichtet. Dass so ein Mann nicht dafür geeignet ist, ein Land zu führen, das liegt auch abseits von jedem Sommerloch auf der Hand. Bleibt zu hoffen, dass die Mehrheit der Wähler das auch so sieht.