Die Einführung von Türkisch als dritter Fremdsprache an baden-württembergischen Gymnasien ist ein Signal für die Integration. Aber es reicht nicht, meint die StZ-Redakteurin Renate Allgöwer.

Stuttgart - Gymnasiasten in Baden-Württemberg lernen Chinesisch, Portugiesisch, Altgriechisch, Russisch oder Spanisch. Jetzt soll Türkisch dazukommen. Natürlich, warum denn nicht? Einige Gymnasien erweitern damit die Bandbreite ihres neusprachlichen Profils. Der ökonomische Nutzen ist vermutlich überschaubar – auch wenn wirtschaftliche Verbindungen zwischen Baden-Württemberg und der aufstrebenden Türkei bestehen. Abiturienten türkischer Abstammung beherrschen die Sprache vermutlich ohnehin.

 

Und doch ist Türkisch nicht eine Sprache wie jede andere. Als Schulfach ist Türkisch ein Signal für die Bildungspolitik und die Integration. Türkisch ist die Sprache, die nach Deutsch im Land am häufigsten gesprochen wird. An der Schule hatte sie aber bisher keine Bedeutung. Es ist höchste Zeit, dass es die Sprache der größten Migrantengruppe in die Lehrpläne schafft. Das ist ein Zeichen der Akzeptanz und der Wertschätzung. Allerdings ist Türkisch als dritte Fremdsprache an Gymnasien ein sehr kleines Mosaiksteinchen zur Integration. Die meisten türkischen Kinder besuchen kein Gymnasium. Viele sprechen weder besonders gut Türkisch noch ausreichend gut Deutsch. Ihre Sprachkompetenz muss so früh wie möglich verbessert werden. Das ist ein größerer Beitrag zu Wertschätzung und Chancengleichheit.