Hamburg wird vermutlich mit dem CDU-Innensenator Christoph Ahlhaus einen bundespolitischen Nobody als neuen Bürgermeister erhalten. Schwarz-Grün wird weiterregieren. Würde sich die CDU nämlich auf Neuwahlen einlassen, wie es die SPD fordert, würde sie schwere Verluste hinnehmen müssen und hinter der SPD landen. Eine schwarz-grüne Mehrheit ist – laut Umfragen – verloren gegangen. Das erste Experiment einer schwarz-grünen Regierung in Deutschland, von Ole von Beust schon Mitte der 90er ersonnen, nähert sich somit zwei Jahre vor der Bürgerschaftswahl dem Ende.

Mit schuld daran sind einerseits die Hamburger Dauerkrisen und Skandälchen. Von Beust hatte die "kreative Buchführung" in seiner Finanzbehörde einräumen müssen, er hatte mit der Kostenexplosion der Elbphilharmonie zu kämpfen, während sein Sozialsenator die Kitagebühren erhöhte, und er hatte das Debakel um die HSH-Nordbank zu verkraften.

Der Sargnagel für Schwarz-Grün aber könnte die von der Grünen-Senatorin Christa Goetsch konzipierte Schulreform sein, die im Volksentscheid abgeschmettert wurde. Es liegt die Vermutung nahe, dass die Grünen in dem Bündnis mit der CDU zu viel gewollt haben. Mit ihrer kompromisslosen Forderung, die Grundschulen in Primarschulen umzuwandeln, haben sie überzogen. Der Bürgermeister sei in Geiselhaft der Grünen, hieß es.

Diese hatten die Linken und ihn gewonnen, aber die Hamburger CDU und viele Eltern wurden überfordert. Denn es wird übersehen, dass Hamburg bereits aus Sicht der südlichen Bundesländer eine revolutionäre Schulpolitik machte: Die Abschaffung der Hauptschulen und ihre Verschmelzung mit Realschulen zu Stadtteilschulen wurde beschlossen, als die CDU noch allein regierte. Ole von Beust war ein Vordenker, auch für seine Partei. Gescheitert ist er an den Mühen des politischen Tagesgeschäfts.