Der BVB ist Deutscher Meister. Doch die Dortmunder Freude würde sich noch steigern, wenn auch international etwas herausspringen würde, schreibt Peter Stolterfoht.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Dortmund - Die Lobeshymnen, die nun überall auf den Meister Borussia Dortmund angestimmt werden, haben natürlich ihre Berechtigung. Schließlich setzt der Verein Maßstäbe. Kein anderer Bundesligist hat bei Spielerverpflichtungen eine solch hohe Trefferquote, setzt so konsequent auf Talente und auf eine Spielphilosophie. Borussia Dortmund versteht sich als Kollektiv und zieht daraus erneut den entscheidenden Vorteil gegenüber dem FC Bayern München, der sich fast ausschließlich auf die Klasse seiner Stars verlässt. Das reicht nicht mehr.

 

Und dennoch haben die Bayern den Dortmundern etwas Wichtiges voraus: das internationale Ansehen. In England und Spanien wird der BVB kaum wahrgenommen, da hilft ihnen die Titelverteidigung auch nicht entscheidend weiter. Die Bayern hingegen haben mit dem Einzug ins Champions-League-Halbfinale schon wieder sehr viel für ihr internationales Renommee getan und können das im laufenden Wettbewerb noch steigern. Die Borussia schied in der Vorrunde als Gruppenletzter aus und verspielte damit zunächst die Chance, sich auch auf internationaler Bühne als Gegenentwurf und Gegengewicht zu den Bayern zu etablieren.

Die Titelverteidigung sollte den Dortmundern nun das nötige Selbstvertrauen geben, auch in der Champions League aufzutrumpfen. Anderenfalls erklären sich ausländische Beobachter die Erfolge der Borussia womöglich bald mit einem Desinteresse des FC Bayern an der Bundesliga. Dieser Interpretationsspielraum muss weg – am besten per BVB-Pressing.