Da sich kein Staat bewegen wollte, hat man sich beim UN-Klimagipfel auf einen sehr schwachen Kompromiss geeinigt: Man ist bereit, weiter miteinander zu reden. Der internationale Klimaschutz ist in einer desolaten Lage, wenn dies als Erfolg gelten muss, kommentiert StZ-Redakteur Alexander Mäder.

Stuttgart - Am Ende ist das Kyotoprotokoll doch noch verlängert worden, aber es ist viel schwächer geworden, als es ohnehin schon war. Nur einige Dutzend Staaten, die zusammen für gerade einmal 15 Prozent der Treibhausgase stehen, werden es fortführen. Und selbst diese Staaten haben sich nicht darauf verständigen können, um wie viel sie ihre Emissionen mindern wollen. Das ist ebenso auf die Klimagipfel der nächsten Jahre verschoben worden wie praktisch alle anderen Themen der Konferenz. Der internationale Klimaschutz hat dadurch ein Jahr verloren.

 

Immerhin, so kann man argumentieren, sind die delikaten UN-Vereinbarungen nicht zusammengefallen wie ein Kartenhaus. Das hätte auch geschehen können, aber eine solche Blamage wollte sich offenbar kein Land zurechnen lassen. Also hat man getan, was man tun kann: Die armen Länder haben dafür gesorgt, dass keine schwachen Formulierungen zum Klimaschutz verabschiedet werden, die die Industriestaaten aus ihrer Verantwortung entlassen würden. Und die reichen Länder haben dafür gesorgt, dass keine starken Formulierungen verabschiedet werden, die sie zu sehr binden würden. Ansonsten hat man bloß erreicht, dass es auch künftig UN-Klimagipfel geben wird.

Es wäre tatsächlich eine Katastrophe gewesen, wenn es innerhalb der Vereinten Nationen keine Basis für weitere Gespräche mehr gegeben hätte. Diese Basis ist nach Doha erhalten geblieben. Doch dass sie überhaupt bedroht war und dass insgesamt für den Klimaschutz gar nichts gewonnen worden ist, lässt nur ein negatives Urteil zu: Der Patient Klimaschutz wird künstlich am Leben gehalten. Ob er wieder aus seinem Koma erwacht, ist offen.