Das Urteil des Stuttgarter Landgerichts bedeutet für das Kaufhausunternehmen Breuninger einen Einschnitt. Die Änderungen im Eignerkreis könnten bewirken, dass Geld aus dem Kaufhauskonzern abfließt, meint StZ-Wirtschaftsressortleiter Michael Heller.

Stuttgart - Das Urteil des Stuttgarter Landgerichts bedeutet für das Kaufhausunternehmen Breuninger eine Zäsur. Gewiss, es ist noch nicht die letzte Instanz, die da entschieden hat. Aber die Argumentation des Landgerichts ist doch so klar und eindeutig, dass eine Umkehr in der nächsten Instanz eine faustdicke Überraschung wäre. So wird sich der Gesellschafterkreis von Breuninger nun erweitern: Der Rechtsanwalt Wolfgang Blumers wird dritter Gesellschafter der Zwischenholding BSG, die 80 Prozent an Breuninger hält. Nach dem Urteil des Landgerichts ist keineswegs ausgeschlossen, dass noch zwei weitere Gesellschafter hinzutreten werden; die früheren Stiftungsvorstände Benno Stratmann und Theo Henselijn könnten ebenfalls versuchen, sich einzuklagen. Ihre Chancen wären ebenso gut wie die von Blumers.

 

Nun sind solche Veränderungen im Kreise der Gesellschafter für jedes Unternehmen heikel, weil sie zu Verunsicherungen führen – zumal, wenn sich die Beteiligten nicht grün sind, so wie Blumers und die bisherigen BSG-Alleineigentümer Willem van Agtmael und Wienand Meilicke, die auch untereinander schon so manchen Strauß ausgefochten haben. Zu dritt sind nun Allianzen möglich, könnten sich zwei gegen den Dritten verbünden. Aber das ist zunächst einmal reine Spekulation. Grundsätzlich bieten die Veränderungen im Gesellschafterkreis die Möglichkeit, dem Willen des 1980 verstorbenen Heinz Breuninger stärker gerecht zu werden. Denn es ist schwer vorstellbar, dass die nach wie vor geheimnisumwitterte Auflösung der Doppelstiftung im Jahr 2004 die Billigung von Heinz Breuninger gefunden hätte.

Gleichwohl zeichnen sich Risiken für das Unternehmen ab, die eine mittelbare Folge der Änderungen im Kreis der Eigentümer wären. Denn womöglich hat Blumers auch Anrecht auf einen Anteil an den Gewinnen der letzten zehn Jahre. Das werden van Agtmael und Meilicke ihrem neuen Mitgesellschafter aus eigenen Mitteln kaum auszahlen können. Sie haben diese Gewinne gebraucht, um ihre Anteile überhaupt bezahlen zu können. So ist es wahrscheinlich, dass die Beteiligten versuchen werden, dem Unternehmen Geld zu entziehen, um die Ansprüche von Blumers zu befriedigen. Geld, das Breuninger im harten Wettbewerb der Handelsunternehmen besser zur Stärkung der eigenen Position investieren würde.