Europa bietet Flüchtlingen keinen sicheren Weg. Tragödien wie in Österreich kann es deshalb künftig noch häufiger geben, kommentiert der StZ-Redakteur Christian Gottschalk.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - Immer wieder gibt es Schlüsselereignisse, die einen zum Innehalten und Nachdenken bewegen. Mehrere Dutzend tote Flüchtlinge im Laderaum eines Lastwagens gehören dazu – unabhängig davon, ob Schlepper den Tod der Menschen in Kauf genommen haben oder ob eine Verkettung unglücklicher Umstände für die Katastrophe verantwortlich ist. Die Bestürzung über den Leichenfund darf nicht ausbleiben. Auch auf dem Mittelmeer geschehen fast täglich Tragödien, die ähnliche Opferzahlen fordern. Bis zu 2000 Tote, schätzen Helfer, hat es dort in diesem Jahr gegeben. Genau weiß das niemand.

 

So grausam der Tod der Flüchtlinge ist, es wird sich nichts ändern. Die Menschen, die in unsichere Boote steigen oder auf dunkle Lastwagenpritschen, wissen von der Gefahr, in die sie sich begeben. Sie haben das abgewogen mit der Gefahr, die ihnen in ihrer Heimat droht. Die nun anschwellenden Forderungen, den Schleusern das Handwerk zu legen, taugen nicht viel, wenn es darum geht, Ereignisse wie in Österreich zu vermeiden. Wer nicht möchte, dass Tausende Menschen auf der Flucht ihr Leben verlieren, muss die Möglichkeit dazu schaffen, dass Europa auf sicheren Wegen erreicht werden kann. Danach sieht es im Augenblick nicht aus. Es werden vielmehr Zäune gebaut. Katastrophen wie in Österreich kann es künftig häufiger geben.