Annäherungsversuche der Kontrahenten: Land und Bahn reden beim Streit um die Mehrkosten der Fildertrasse miteinander. Das müssen sie auch, um eine Fehlplanung zu korrigieren, findet StZ-Lokalchef Holger Gayer.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Kluge Planer schauen sich ein Projekt vom Ende her an. Sie wägen verschiedene Alternativen, entscheiden sich für eine und überlegen dann, wie sie das anvisierte Ziel erreichen. Im Blick auf die Fern- und Regionalbahnanbindung des Flughafens an Stuttgart 21 ist der Fall eigentlich klar: Die bisher geplante Variante der Bahn ist nicht nur schlecht, sondern möglicherweise gar nicht genehmigungsfähig. Allein das Thema Brandschutz könnte sich in der 27 Meter tief liegenden Station zu einem K.o.-Kriterium entwickeln. Was passiert, wenn man das nicht ernst nimmt, zeigt der Großflughafen in Berlin auf erschreckende Weise.

 

Insofern müssten alle S-21-Partner ein Interesse daran haben, die Fehlplanung auf den Fildern zu korrigieren. Mit dem Filderbahnhof plus liegt die zu bevorzugende Alternative schon auf dem Tisch. Selbst wenn der verkehrliche Mehrnutzen bescheiden ist, werden die Fahrgäste mit der verbesserten Variante einen sichereren Bahnhof am Flughafen erhalten.

Bahn: Land soll zahlen, weil Bürger Plus-Variante wollen

Doch um den Plan in die Tat umzusetzen, sollte man auch seine Entstehungsgeschichte kennen. Und die ist durchaus anders als in mancher Legende behauptet. In Wahrheit war es die Bahn, die den Filderbahnhof plus entwickelt und beim Filderdialog erstmals vorgestellt hat. Ein genialer Schachzug war das damals, weil die S-21-Bauherrin ein von den grünen S-21-Gegnern ins Leben gerufenes Gremium für ihre Zwecke nutzen konnte. Die Bahn kalkulierte damit, dass sich ihre eigene Idee besser durchsetzen ließe, wenn die Bürger glaubten, selbst darauf gekommen zu sein.

So argumentiert die Bahn auch jetzt noch: Das Land soll die Mehrkosten für die Plus-Variante zahlen, weil diese von den Bürgern gewollt worden sei. Wie kurz sie dabei springt, zeigt aber schon ein Blick auf die unrühmliche Geschichte der Antragstrasse. Deswegen steht auch der Konzern unter Druck: Will er einen genehmigungsfähigen Bahnhof auf den Fildern, muss er eher mit der verbesserten Alternative ins Planfeststellungsverfahren gehen als mit den bisherigen Plänen.

Dasselbe Ziel muss aber auch die Landesregierung haben. Selbst wenn Verkehrsminister Hermann sich in seiner Rolle als letzter wackerer Widerstandsheld gefällt, so ist ihm offenbar der Blick des klugen Planers auf das Ende des Projekts abhanden gekommen. Ein schlechter Bahnhof am Flughafen darf nie und nimmer das Ziel eines Verkehrsministers sein. Im Gegenteil: Er muss alles dafür tun, dort eine baubare und sichere Station zu erhalten. Dies wird er nicht erreichen, wenn er der Bahn immer wieder trotzig mitteilt, dass sie auf den Fildern alleine spielen soll. Sein vom Regierungspartner SPD und möglicherweise auch von Ministerpräsident Kretschmann erzwungenes Gesprächsangebot an die Bahn ist daher ein erster winziger Schritt auf einem langen Weg zur Vernunft.