Was für Verbraucher verlockend ist, wird für viele Landwirte immer bedrohlicher: Die Milchpreise sind abgestürzt und eine baldige Trendwende ist nicht in Sicht, kommentiert Politikredakteur Norbert Wallet.

Berlin - Nun wird es also einige hastige Nothilfen für die Milchbauern geben, die enorm unter dem Verfall des Milchpreises zu leiden haben. Denn in Notlagen – und darum handelt es sich vor allem bei kleineren Höfen – sind zügige Sofortmaßnahmen notwendig. Nur darf sich niemand der Illusion hingeben, mit solchen Provisorien wäre das Problem langfristig gelöst.

 

Die Not ist nämlich politisch verursacht: Die EU hat die Quotenregelung abgeschafft, um mehr Markt zu ermöglichen, Bauern eine Wachstumsperspektive zu geben und unternehmerische Initiative zu ermöglichen. Wachstum in der Milchproduktion heißt aber (abgesehen von mehr Kraftfutter und Turbokühen) auch mehr Milchmenge – und die drückt den Preis. Die jetzige Situation war also absehbar. Verschärft wird sie durch wegbrechende Märkte (Russland) sowie den rabiaten Konkurrenzkampf zwischen den Discountern um die billigsten Verbraucherpreise.

Das führt an die Wurzel des Problems: Wenn es die Konsumenten tatsächlich belohnen, dass Milch zum Schleuderpreis über den Ladentisch geht, dann sind die Milchbauern chancenlos, sind kleine Höfe und die, die auf naturnahe Haltung setzen, zur Aufgabe gezwungen. Dann gibt es nur noch Billigmilch aus Großfabriken. Die Politik kann den Bauern zwar kurzfristig helfen. Langfristig aber hilft nur ein verändertes Einkaufsverhalten der Kunden.

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