Die S 2 nach Neuhausen wird teurer – wie viele Bauprojekte der Region vorher. Man fragt sich schon, wie solche großen Bauprojekte kalkuliert werden, meint der StZ-Redakteur Thomas Faltin.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Erneut droht dem Verband Region Stuttgart ein Desaster – und eine gewaltige Blamage obendrein. Schon beim Bau der S-Bahn-Verbindung von Böblingen nach Renningen, die vor zwei Jahren eröffnet worden ist, waren die Kosten explodiert, um mindestens 60 Prozent auf 151 Millionen Euro; die genaue Bauabrechnung ist noch gar nicht öffentlich. Von der sechsjährigen Verspätung reden wir gar nicht. Und auch bei der recht günstigen S-Bahn-Linie von Marbach nach Backnang ist mit Nachträgen gerechnet worden.

 

Nun also Neuhausen. Innerhalb von nur 15 Monaten haben die Planer die Kosten von 78,2 auf 124,8 Millionen Euro angehoben; dabei ist der Baustart noch mehr als zwei Jahre entfernt. Man fragt sich schon, wie solche großen Projekte eigentlich kalkuliert werden. Wie kann es sein, dass erst jetzt klar wird, dass es im Brandfall die Möglichkeit geben muss, die Oberleitungen abzustellen – Mehrkosten. Wie kann es sein, dass erst jetzt die topografische Situation genau berücksichtigt wurde und deshalb die Unterführungen wasserdicht gebaut werden müssen – Mehrkosten. Und wie kann es sein, dass nun ausschließlich mit Preisen des Jahres 2014 gerechnet wird – Mehrkosten sind doch da programmiert.

Von außen betrachtet, macht das alles einen sehr laienhaften Eindruck. Und der Regionalverband scheint trotz der schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit keine Vorkehrungen getroffen zu haben, bei neuen Projekten die Kosten besser im Griff zu behalten. Parallelen zu einem anderen größeren Bahnprojekt in der Region verbieten sich aber, da nicht die Deutsche Bahn die S-Bahn-Verlängerung nach Neuhausen plant und baut, sondern die SSB im Auftrag des Regionalverbandes. Doch auch das städtische Tochterunternehmen tut sich zumindest dieses Mal schwer damit, von Anfang an realistische Kostenschätzungen vorzulegen. Warum eigentlich?