In Zeiten niedriger Zinsen müssen sich Schwäbisch Hall und die anderen Bausparkassen anstrengen, meint StZ-Finanzredakteurin Andrea Gregor.

Stuttgart - Evolution statt Revolution – so charakterisiert der neue Chef des Branchenriesen Schwäbisch Hall seinen Kurs. Doch diese Ansage kann nicht über eines hinwegtäuschen: Reinhard Klein wird die Selbstzufriedenheit, die das Schwäbisch-Hall-Management unter seinem Vorgänger Matthias Metz ausgestrahlt hat, empfindlich stören. Metz hatte sich mit einem Verkaufsrekord in den Ruhestand verabschiedet – den Einbruch um 50 Prozent im Neugeschäft im ersten Halbjahr hatte zwar noch in erster Linie er zu verantworten, in der öffentlichen Wahrnehmung verbindet sich aber eher der Name Klein mit dem Absturz der Absatzzahlen.

 

Klein geht nun seinerseits Themen an, die den Glanz seines Vorgängers merklich ermatten lassen. Der eigentlich sehr effizient arbeitende Branchenprimus muss wegen des anhaltenden Zinsdruckes sparen – genauso wie seine Wettbewerber. Zwar fallen Kostensenkungen und Arbeitsplatzverluste nicht so dramatisch aus wie bei anderen Bausparkassen, aber ein Pappenstiel sind sie trotzdem nicht.

Die Kunden reagieren empfindlich auf Zinssenkungen bei den Bauspartarifen. Das zeigen die Schlussverkaufseffekte, die allenthalben im Vorfeld neuer Tarife entstanden sind. Lassen sich Bausparverträge mit Zinsen knapp über der Nulllinie überhaupt noch verkaufen? Man kann es sich nicht recht vorstellen, sollte das Niveau noch weiter gesenkt werden – vor allem, wenn das gerne als „Zinssicherungsgeschäft des kleinen Mannes“ beworbene Produkt gegenüber anderen Baudarlehen keinen Zinsvorteil mehr aufweist. Im Gegenteil. Abschlussgebühren zwischen einem und 1,6 Prozent, wie sie in der Branche üblich sind, wirken mittlerweile unverhältnismäßig hoch. Auch die hohen Tilgungsraten bei Bauspardarlehen können für die Kunden zum Problem werden. Hinzu kommen noch zu Unrecht berechnete Entgelte und die „Herausberatung“ langjähriger Sparer aus ihren Verträgen.

Angesichts dessen müssen sich die Bausparkassen schon sehr anstrengen, um – dank des Bausparkassengesetzes – als solide Finanzdienstleister das Vertrauen ihrer Kunden zu rechtfertigen. Ein Pluspunkt für die Branche, den sie der Politik verdankt: die sogenannte Eigenheim-Rente, vulgo Wohn-Riester. Diese Variante der staatlich geförderten Privatvorsorge wird von Verbraucherschützern sehr positiv bewertet. Sie ist auch in Zeiten, in denen das Geld keinen Preis (Zins) mehr hat, eine wirkungsvolle Möglichkeit, um für das Alter vorzusorgen.