Verdi will den Konflikt im öffentlichen Dienst beschleunigen. Das ist nachvollziehbar, meint Matthias Schiermeyer.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Erst die Vorfeldaufsicht vom Frankfurter Flughafen, dann die Fahrer des privaten Busgewerbes im Land – nun der öffentliche Dienst und demnächst vielleicht die IG Metall. Derzeit drängt sich der Eindruck auf, dass die Republik aus dem Streiken kaum noch herauskommt. Der Ausstand bei den SSB in Stuttgart ist doch nur wenige Monate her. Halten sich die Gewerkschaften gar nicht mehr an die gewohnten Spielregeln? Wenn man denn all die Protestaktionen auf einen Nenner bringen will, dann den: der Kampf um mehr Verteilungsgerechtigkeit wird verstärkt auch vor den Werkstoren und auf der Straße ausgetragen. Darüber darf sich niemand wundern – am allerwenigsten die Politik.

 

Vor zu viel Verallgemeinerung sei dennoch gewarnt. Es ist zum Beispiel verständlich, wenn Verdi den Konflikt in den Kommunen rasch auf die Spitze treibt. Wem bringt es etwas, wenn sich die Tarifrunde über Monate hinschleppt? Man kann die Warnstreiks als überflüssiges Ritual abtun. Dazu gehört aber auch die Weigerung der Arbeitgeber, zügig ein Angebot vorzulegen. Nun werden sie von Verdi unter Druck gesetzt. Leidtragende sind die Bürger. Doch eine Alternative zur konfrontativen Lohnfindung bietet sich offenbar nicht an. Solange es bei einzelnen Warnstreiktagen bleibt, sollte man dieses Tariftheater daher möglichst gelassen hinnehmen.