Weil Netflix weniger Nutzer gewinnt als erwartet, bricht die Aktie dramatisch ein. Das zeigt, wie schwierig der Markt der Online-Videodienste ist, meint Redakteur Daniel Gräfe.

Geld/Arbeit: Daniel Gräfe (dag)

Stuttgart - Einem Star hilft auch das Scheinwerferlicht nicht: Der Online-Videodienst Netflix bleibt hinter den Erwartungen zurück. Anfang des Jahres in weiteren 130 Ländern weltweit gestartet, hatte das US-Unternehmen für das zweite Quartal dieses Jahres einen Nutzerzuwachs von 2,5 Millionen in Aussicht gestellt. Allerdings wollten nur 1,7 Millionen zu einem Abo greifen. Prompt sackte die Netflix-Aktie um bis zu 15 Prozent ab.

 

Dass Preiserhöhungen für das Abo wohl auch eine Rolle spielten, zeigt das Dilemma, in dem Netflix steckt. Das mediale Scheinwerferlicht unter den Videodiensten hat sich das Unternehmen von Reed Hastings mit aufwendigen Werbekampagnen und vor allem selbst produzierten Serien und Filmen wie „Orange is the New Black“ erworben, die von Kritikern regelmäßig mit Lobeshymnen überschüttet werden.

Das Fernsehen der Zukunft wackelt noch in der Gegenwart

Doch die Produktion für das Fernsehen und Kino der Zukunft kostet Milliarden. Und dafür muss die Nutzerzahl nicht nur rasant wachsen, auch die Abogebühren werden wohl in vielen Ländern weiter erhöht. Zumal der weltweit größte Rivale Amazon mit seinem Dienst Prime Instant Video inzwischen selbst hochwertige Serien produziert und das Abo mit Lieferservice und Musik-Streaming kombiniert. Auch Maxdome plant eine eigene Serie.

Online-Videodienste werden weiterhin boomen. Vor allem für die Jüngeren sind die Dienste, die zu jeder Zeit und an fast jedem Ort funktionieren, bereits das Fernsehen der Gegenwart. Wie gewinnträchtig die Branche ist und wie viele Wettbewerber am Ende bleiben werden, ist allerdings noch lange nicht ausgemacht.