China hat die USA mit der Gründung der Investitionsbank schwer düpiert, meint StZ-Peking-Korrespondent Finn Mayer-Kuckuk.

Peking - China wird im weltweiten Währungsgefüge zu einer echten Konkurrenz für die USA – und entwickelt Europa gegenüber ein deutliches Gefühl von Überlegenheit. Während die Eurozone in immer tiefere Schwierigkeiten rutscht, nutzt Peking seine gewaltige Finanzkraft, um sich weltweit handfesten Einfluss zu sichern. Diese Entwicklung ist neu. Noch vor 35 Jahren war das kommunistische Land bitterarm. Der starke Mann Deng Xiaoping konnte anfangs kaum eine Dienstreise nach New York finanzieren – es befanden sich im Besitz des Staates nicht einmal die nötigen Dollar für ein Flugticket oder ein Hotelzimmer. Nach Jahrzehnten des industriellen Erfolgs hat China jedoch seine wirtschaftspolitische Kraft deutlich gestärkt. Erst seit wenigen Jahren kommt das nötige Selbstbewusstsein dazu, um damit auch etwas anzufangen.

 

Die Gründung der Asiatischen Infrastruktur-Investitionsbank AIIB ist dabei ein wirtschaftspolitisches Glanzstück. Präsident Xi Jinping hat die USA damit schwer düpiert. Washington hat sich mit dem unklugen Vorhaben, die Schaffung einer Alternative zur Weltbank zu verhindern, außenpolitisch schwer geschadet, denn die Partner in Europa waren in Wirklichkeit mehr als bereit, an dem chinesischen Projekt teilzunehmen. Sie begrüßen die Alternative zu den US-geführten Institutionen. Und da China einer ihrer wichtigsten Wirtschaftspartner ist, dürfen sie auf Marktzugang und andere Vorteile hoffen – wie aktuell auch die Gespräche von Premier Li Keqiang in Brüssel zeigen.

Zugleich können die Europäer durch ihre Teilnahme verhindern, dass China in Asien Parallelstrukturen zu den etablierten Institutionen aufbaut und den Westen einfach für überflüssig erklärt. In Anbetracht der begeisterten Teilnahme Indiens und aller anderen wichtigen Länder der Region (ohne Japan allerdings) wäre das durchaus möglich gewesen. Es war richtig von den europäischen Regierungen, bei der AIIB mitzumachen. Die Vorteile für beide Seiten sind offensichtlich. Sie können mithelfen, Korruption von der neuen Förderbank fernzuhalten. Außerdem vertieft sich dadurch der Dialog mit China. Vielleicht hat Präsident Xi Jinping sogar recht, wenn er die Gründung der Bank „historisch“ nennt.