Planwirtschaft funktioniert bei der Energiewende nicht, sagt Joachim Gauck. Er hat recht, meint StZ-Korrespondentin Bärbel Krauß.

Politik/Baden-Württemberg : Bärbel Krauß (luß)

Berlin - In die Tagespolitik darf sich ein Bundespräsident nicht einmischen. Sie auf interessante Weise zu begleiten, hat Joachim Gauck bisher aber immer wieder Wege gefunden, seit er zum ersten Mann im Staat aufgestiegen ist. Zum Auftakt einer Woche der Umwelt im Schloss Bellevue hat er nun davor gewarnt, bei der Energiewende zu sehr auf Planwirtschaft zu setzen. Damit klopft er den Regierenden in Bund und Ländern in aller Freundschaft auf die Finger und manchen Bürgern auch. Durch die großzügige Förderung der Solarenergie sind in der zunächst besten Absicht Marktmechanismen außer Kraft gesetzt worden. Das Ergebnis war anfangs gut: Die Solaranlagen wurden erst salonfähig und dann populär. Inzwischen ist die Entwicklung aber in ein pervertiertes Wachstum übergegangen, das das Energiesystem technisch überfordert und die Kosten explodieren lässt. Das trifft erstens alle Stromverbraucher, und es schmälert zweitens den Investitionsspielraum für die Energiewende an anderer Stelle.

 

Natürlich hat Gauck die Solaranlagen nicht direkt angesprochen. Aber wer Ohren hatte zu hören, konnte ihn verstehen. Wenn Bund und Länder nächste Woche im Vermittlungsausschuss über die Solarförderung verhandeln, deren Kürzung die Länder blockieren, wird sich zeigen, wie weit der Ruf nach mehr Markt trägt.