Versäumnisse in der medizinischen Pflege sind kein Göppinger Problem. Am Ende geht alles um die Frage, was einem die Gesundheit wert ist. Das ist das Dilemma von Kliniken-Chef Jörg Martin.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Eines sei gleich vorneweg gesagt: die Göppinger Klinik am Eichert ist kein Skandalkrankenhaus, in dem es drunter und drüber geht oder das gar mit dem Leben von Patienten spielt. Fehler und Versäumnisse, wie sie seit rund zwei Jahren in einem für den internen Gebrauch bestimmten Berichtssystem hinterlegt werden und die jetzt öffentlich geworden sind, gibt es, wie aktuelle Studien zeigen, in den Hospitälern der gesamten Republik. Der ganze normale Wahnsinn also?

 

Quadratur des Kreises

Krankenhäuser sollen wirtschaftlich arbeiten, was nur durch eine Steigerung der Fallzahlen bei gleichzeitigem Personalabbau möglich ist. Diese Quadratur des Kreises kann nur auf Kosten der Patienten gehen, weshalb deren Gefährdung in aller Regel nicht die Klinikleitung, sondern die Politik zu verantworten hat. Was ganz oben auf Bundesebene beginnt, setzt sich bis hinunter in die Kreise und Städte fort. Sparen bis zur Bahre, könnte man böswillig sagen.

Diesen Kreislauf zu durchbrechen, fällt schwer, ja, ist für Einzelne wahrscheinlich unmöglich. Doch so, wie sich das System zurzeit präsentiert – von funktionieren kann schließlich nicht die Rede sein –, muss eine Frage zwingend gestellt werden: was ist uns die Gesundheit wert?

Defizit oder Risiko

Womöglich muss uns eine Klinik ein Defizit wert sein. Womöglich ist eine gute medizinische Behandlung ja doch wichtiger als Rendite. Kommt man zu einem anderen Schluss, sollte man wenigstens so ehrlich sein, Fehler und Versäumnisse, wie sie in Göppingen und anderswo passieren, als kalkuliertes Risiko hinzunehmen.