Nach ihren revolutionären Flugzeugmodellen A 380 und Dreamliner optimieren Airbus und Boeing lieber bewährte Arbeitspferde. Die Fluggesellschaften stellen nämlich Wirtschaftlichkeit über alles – und das wird das Fliegen nicht bequemer machen, schreibt Andreas Geldner.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Wie viele Bestellungen heimst Airbus ein? Oder liegt in diesem Jahr Boeing vorn? Die Berichterstattung von großen Luftfahrtmessen erinnert manchmal an eine Branchen-Weltmeisterschaft. Airbus und Boeing, die andere Anbieter regelmäßig in den Schatten stellen, spielen hier mit gezielt lancierten Erfolgsmeldungen und eigens für die Messe zurückgehaltenen Auftragsmitteilungen gerne mit. Aussagekräftig sind solche Zwischenstände nicht: Mal führen die Europäer, ein andermal die Amerikaner. Einen definitiven Sieger hat es bisher nicht gegeben. Und zumindest bei den großen Jets wird uns dieser unentschiedene Zweikampf noch lange begleiten.

 

Aufschlussreich sind hingegen die technischen Trends. Evolution statt Revolution lautet die Devise. Beide Hersteller haben erfahren, wie schwierig technologische Sprünge sind. Sowohl der Riesen-Airbus A 380 als auch die „Dreamliner“ genannte Boeing 787 sind für in der Einführungsphase zum Albtraum geworden. Nun steht das Machbare im Mittelpunkt. Airbus hat es mit seinem sehr erfolgreichen Modell A320neo vorgemacht – einem bewährten Jet, der mit neuen, sparsamen Triebwerken versehen wurde. Dieselbe Strategie will Airbus nun bei der Modernisierung des A330, des Arbeitspferdes für Interkontinentalstrecken, einschlagen. Während Boeing und Airbus bei der 787 und beim Riesenflieger A380 mit höherem Komfort für Passagiere warben, ist Packungsdichte angesagt: In seine verbesserte 737 will Boeing weitere zehn Sitze hineinquetschen.

Das spricht dafür, dass die Luftfahrtbranche auch in der augenblicklichen Erholungsphase vorsichtig agiert. Die Flugpassagiere blicken auf die Preise, die Kerosinkosten bleiben hoch – und die Fluglinien schielen auf die maximale Auslastung. Das begünstigt übrigens, wie Airbus bei seinem Flaggschiff A380 erkennen muss, auch im Langstreckenverkehr Flugzeuge einer kleineren Größenklasse. Bis auf die expansionswütigen Airlines vom Persischen Golf sieht mancher Anbieter offenbar ein Problem darin, den Riesenflieger voll zu bekommen. Aber Airbus wird sicher einen Weg finden, diese Erkenntnis in Farnborough mit dicken Auftragsmeldungen zu anderen Modellen zuzupflastern.