In der ohnehin schon aufgeheizten Debatte um die Sicherheit in Fußball-Stadien geht Politikern bisweilen das rechte Maß verloren, kommentiert StZ-Redakteur Tobias Schall.

Chef vom Dienst: Tobias Schall (tos)

Stuttgart - Das also ist die nächste politische Drohkulisse: pünktlich zum Gipfel der Deutschen Fußball-Liga (DFL) am Mittwoch hat Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier die überhitzte Debatte nun damit bereichert, die Dauer von Stadionverboten von zwei auf zehn Jahre verlängern zu wollen. Es reiht sich ein in Forderungen nach Geisterspielen, Vollkontrollen, einem Sicherheits-Euro, einem bundesweiten Fanausweis und der Drohung, die Stehplätze abzuschaffen.

 

Man darf die Situation nicht schönreden. Es gibt ein Problem mit Pyrotechnik, und es gibt ein Problem mit Gewalt. Von daher ist es wichtig und richtig, sich Gedanken darüber zu machen, wie man den Status quo verbessern kann. Aber man muss die Verhältnismäßigkeit beachten. Öffentlichkeitswirksame Vorfälle mögen den subjektiven Eindruck erweckt haben, dass Stadien No-go-Areas werden, objektiv ist das falsch. Die Arenen sind sicher, die Gefahr, verletzt zu werden, ist verschwindend gering. In der Saison 2011/2012 wurden bei Spielen der ersten Bundesliga 603 Personen verletzt, bei 13,5 Millionen Besuchern.

Wer permanent mit drastischen Forderungen die Debatte befeuert, trägt nichts zur Lösung der komplexen Situation bei, sondern verhindert einen sachlichen, konstruktiven Dialog mit den Fans und erweist der Sicherheit einen Bärendienst.