Ein Spitzenbeamter aus dem Wirtschaftsministerium hat sich im Ton vergriffen: im Internet lästerte er über „die FDPisser“ – das war offenbar nicht seine erste Pöbelei.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Mit seinen 38 Jahren ist Daniel Rousta einer der jüngsten Spitzenbeamten Deutschlands. Entsprechend versiert bewegt sich der Ministerialdirektor im Landeswirtschaftsministerium von Nils Schmid (beide SPD) in den sozialen Netzwerken. Auf seiner Facebook-Seite berichtet er im Plauderton über seine Amtsgeschäfte und kommentiert schon mal etwas flapsig das politische Geschehen. Über den Einträgen prangt das große Landeswappen, was dem Ganzen einen offiziösen Anstrich gibt.

 

Nun aber hat sich Rousta eindeutig zu unstaatsmännisch ausgelassen und damit prompt Ärger eingebrockt. Gemeinsam mit Schmid hatte er in Bund-Länder-Verhandlungen für die Schlecker-Transfergesellschaft gekämpft – und war letztlich am Widerstand der FDP gescheitert. Seinen Frust darüber ließ er im Kommentar zu einem Artikel auf „Spiegel-Online“ (Titel: „FDP ist pleite“) raus, in dem es um das taktische Kalkül der Freidemokraten ging. „Überschrift des Jahres“, frohlockte der hohe Beamte, der zuvor SPD-Wahlkampfleiter war, und fuhr hämisch fort: „Netter kleiner shitstorm, der da gerade über die FDPisser hereinbricht.“ Dummerweise lasen die Liberalen im Stuttgarter Landtag mit, waren wenig amüsiert und machten den Fauxpas öffentlich. Nicht nur einmal, monierte der Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke, habe sich der Topbeamte auf Facebook „in Vulgärsprache beleidigend über politische Wettbewerber geäußert“. Auch die Vertriebenenpräsidentin Erika Steinbach (CDU) habe es getroffen. Eine Einladung ihres Verbandes kommentierte Rousta mit den Worten, da habe er „garantiert einen anderen Termin – zur Not Zahnarzt“.

Umgehend ruderte der Amtschef zurück. In einer „emotional aufgewühlten Situation“, postete er von einer Russlandreise aus, sei ihm „einfach der Gaul durchgegangen“. Der inzwischen gelöschte Eintrag „war blöd ... und hat viele FDP-Mitglieder verletzt“, entschuldigte er sich demütig: „Sorry, Herr Rülke!“ Doch dem Oberliberalen geht es nicht so sehr um sich, sondern darum, „welches Bild das Land abgibt, wenn seine Spitzenbeamten öffentlich pöbeln“. Per Landtagsanfrage will er nun wissen, was Nils Schmid eigentlich vom „Stilgefühl“ seines Ministerialdirektors und dessen Attacken unter dem Landeswappen hält.