Die Hersteller profitieren von der anhaltend hohen Nachfrage nach deutschen Autos in den USA und China. Auch wenn die europäische Nachfrage schwächelt, sind die hiesigen Werke weiter gut ausgelastet.

Berlin - Trotz der wirtschaftlichen Schwierigkeiten in Südeuropa bleibt die deutsche Autoindustrie auf Wachstumskurs. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) erwartet für das kommende Jahr, dass die Pkw-Produktion in den inländischen Werken um ein Prozent auf 5,4 Millionen Autos wächst. „Wir gewinnen auch in schwierigen Zeiten weltweit Marktanteile hinzu“, sagte der VDA-Präsident Matthias Wissmann bei der Vorstellung der Prognose für 2013. Die deutschen Autohersteller spüren zwar den Absatzrückgang in Westeuropa. Auch auf dem Inlandsmarkt erwarten die Konzerne eine Stagnation. Auf die Produktion in den inländischen Werken hat dies aber nur begrenzten Einfluss. Weil in den Vereinigten Staaten die Geschäfte anziehen und deutsche Autos in China, Indien und Russland gefragt sind, haben die Beschäftigten in den inländischen Werken weiterhin gut zu tun.

 

Als Zugpferd werden sich Wissmann zufolge im kommenden Jahr die USA erweisen. Der dortige Pkw-Markt werde 2013 um fünf Prozent auf 15 Millionen Fahrzeuge zulegen. Der chinesische Markt dürfte um sechs Prozent auf 14 Millionen Neuwagen wachsen. Da die deutsche Industrie in diesen Ländern gut vertreten ist, kann sie den Absatzrückgang von rund drei Prozent in Westeuropa wettmachen. Die schwierige Lage in der Eurozone belaste aber zunehmend die Kauflaune der Deutschen, meinte der VDA-Chef. Dies zeige sich auf dem Inlandsmarkt. In diesem Jahr würden die Neuzulassungen in Deutschland um zwei Prozent auf 3,1 Millionen Autos zurückgehen. Für 2013 erwartet Wissmann ungefähr drei Millionen Neuzulassungen.

Deutsche Industrie in beneidenswerter Lage

Wissmann hob hervor, dass sich der deutsche Markt im Vergleich zu europäischen Ländern in einer guten Verfassung befindet. In Italien, Spanien und Frankreich seien dramatische Absatzrückgänge zu verzeichnen. In Italien würden in diesem Jahr 900 000 Autos weniger verkauft als im langjährigen Durchschnitt. In Spanien liege der Rückgang bei einer Million Wagen. In Frankreich liege das Minus bei 400 000 Autos.

Die deutsche Industrie befinde sich im Vergleich zu anderen Ländern in einer beneidenswerten Lage. Der VDA erwartet für 2013 eine stabile Beschäftigung. Die sich eintrübende Konjunktur mache sich nur langsam bemerkbar. In diesem Jahr erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten in der Automobilindustrie um 19 000 auf rund 749 000 Mitarbeiter. Hinzu kämen rund 60 000 Zeitarbeitsbeschäftigte. Wissmann wies darauf hin, dass sich die Zahl der Zeitverträge seit Mai nicht mehr erhöht habe.

Auch die Lage der Autozulieferer sei trotz des konjunkturellen Gegenwinds insgesamt gut. Von der unterschiedlichen Entwicklung in Europa seien auch Zulieferer betroffen: Unternehmen, deren Kunden sich vor allem in Westeuropa befinden, müssten mit Umsatzeinbrüchen rechnen. Zulieferbetriebe, die für Hersteller der Mittel- und Oberklasse arbeiten, seien dagegen gut ausgelastet.

Wachsender Druck auf Gewinnspannen

Stütze der Inlandskonjunktur ist das Geschäft mit Firmenwagen. Wegen der Zurückhaltung der deutschen Konsumenten gewinne das Firmenkundensegment an Bedeutung. Rund ein Drittel der Pkw-Neuzulassungen entfällt auf Firmenwagen und das Geschäft mit Autovermietern.

Sorgen macht den deutschen Autobauern der wachsende Druck auf die Gewinnspannen. Die Rückgänge in den westeuropäischen Ländern und die schwindende Kaufneigung der deutschen Kunden führten dazu, dass der Preisdruck im Handel zunimmt. Einige Hersteller versuchten die Kontingente, die für südeuropäische Märkte gedacht werden, nun auf dem deutschen Markt abzusetzen. Käufer hätten deshalb beim Neuwagenkauf derzeit eine gute Verhandlungsposition.