Der sinkende Eurokurs sorgt für Optimismus bei Betrieben und Verbrauchern. Der Wertverlust der Gemeinschaftswährung sorgt dafür, dass die Preise in Deutschland im März so kräftig gestiegen sind wie seit vier Monaten nicht mehr.

Frankfurt - Die Konjunkturaussichten in der Eurozone hellen sich auf. Wegen eines deutlich gesunkenen Eurokurses rechnen sich die Unternehmen in den kommenden Monaten bessere Absatzmöglichkeiten aus. Das Geschäftsklima in der Eurozone hat sich überraschend deutlich verbessert. Das Barometer stieg im März um 1,6 auf 103,9 Punkte, wie die EU-Kommission am Montag mitteilte. Es war bereits der vierte Anstieg in Folge. Damit liegt der Wert über seinem langfristigen Durchschnitt von 100 Zählern. Die Stimmung verbesserte sich insgesamt – bei Einzelhändlern, Verbrauchern, in der Industrie, bei den Dienstleistungsunternehmen und in der Baubranche. Als Hauptgrund für den zunehmenden Optimismus wird vor allem der gesunkene Eurokurs genannt, der die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie stärkt, weil europäische Produkte auf den Weltmärkten günstiger werden.

 

Und es könnte noch besser werden. Spekulationen auf eine baldige Zinserhöhung in den USA haben am Montag den Dollar weiter angeschoben. Der Euro fiel zu Wochenbeginn zeitweise auf 1,0857 Dollar nach 1,0887 Dollar im New Yorker Schlussgeschäft vom Freitag. US-Notenbankchefin Janet Yellen hatte in einer Rede am Freitag erklärt, die Zinswende sei womöglich noch in diesem Jahr gerechtfertigt. Sie fügte aber hinzu, dass dies letztendlich von der Konjunktur- und Inflationsentwicklung abhängig sei. Die Notenbank bereitet seit einiger Zeit den Boden für die erste Zinserhöhung seit fast zehn Jahren. Dagegen ist in Europa kein Ende der Niedrigzinspolitik in Sicht, so dass Investoren zunehmend ihr Kapital in der US-Währung investieren.

Wohnungsmieten verteuerten sich um 1,3 Prozent

Der Wertverlust des Euro hat zudem positive Auswirkungen auf die Teuerungsrate. Zwar blieb die Inflationsrate auch im März mit 0,1 Prozent im Euroraum deutlich unter dem Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent, sie legte aber immerhin um 0,2 Prozentpunkte gegenüber dem Februar zu. In Deutschland stiegen die Preise im März so kräftig wie seit vier Monaten nicht mehr. Die Inflationsrate lag bei 0,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Mieten und Dienstleistungen kosteten mehr als ein Jahr zuvor, während Heizen und Tanken nicht mehr ganz so günstig war wie zuletzt. Im Januar waren die Verbraucherpreise mit 0,4 Prozent erstmals seit 2009 gesunken, ehe sie im Februar um 0,1 Prozent anzogen. Gedrückt wird die Teuerungsrate von günstigeren Preisen für Heizöl, Benzin und Diesel: Energie kostete im Schnitt 5,7 Prozent weniger als im März 2014. Allerdings hatte sich Energie im Februar noch um 7,3 Prozent und im Januar sogar um neun Prozent verbilligt. Wohnungsmieten verteuerten sich um 1,3 Prozent. Für Dienstleistungen mussten 1,2 Prozent mehr bezahlt werden. Ein Grund hierfür ist laut Ökonomen der seit Jahresbeginn geltende Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde. Betriebe versuchen, steigende Personalkosten an die Verbraucher weiterzugeben.

Nach Einschätzung der Volkswirte der Deutschen Bank Research könnte das Wirtschaftswachstum in Deutschland rund zwei Prozent erreichen. Dabei sei allerdings zu berücksichtigen, dass das Zusammenspiel von strukturell langsamerem Wachstum des Welthandels, zunehmender Lokalisierung der Produktion, demografischem Wandel, den von politischer Seite veränderten Rahmenbedingungen und einem sich weiter verschärfenden internationalen Wettbewerb auf mittlere Sicht eine erhebliche Herausforderung darstellen werden. Die Binnenwirtschaft dürfte daher künftig wieder eine größere Rolle spielen, erwarten die Volkswirte.

Das erweiterte Anleihekaufprogramm der EZB ist nach ihrer Einschätzung im März erfolgreich angelaufen. Bisher wurden 26,3 Milliarden Euro an Staatsanleihen und Anleihen staatlicher Institutionen gekauft. Zusammen mit der kräftigen Abwertung des Euro sollte dies die Konjunkturerholung in der Eurozone stützen. Trotz der vorläufig positiven Anzeichen dürfte es bis Anfang 2016 dauern, bis die EZB den Erfolg des Kaufprogramms bewerten kann.