Der Güterumschlag auf Flüssen stagniert bei 160 Millionen Tonnen im Jahr. Die 100 Binnenhäfen in Deutschland leiden unter der scharfen Konkurrenz des Lastwagenverkehrs.

Stuttgart - Rund 100 Häfen und ein Umschlagvolumen von 160 Millionen Tonnen Güter im Jahr: die Binnenhäfen in Deutschland verstehen sich als wichtige Schnittstellen für die umweltfreundlichen Verkehrsträger Schiff und Bahn. Bei der Mitgliederversammlung des Bundesverbandes Öffentlicher Binnenhäfen (BÖB) in Bad Cannstatt hat jetzt BÖB-Geschäftsführer Boris Kluge betont, dass viele Mitglieder eigene Eisenverkehrsunternehmen betreiben und sich als Bestandteil von Logistikketten im Lande verstehen.

 

Aber während der Lkw-Verkehr ständig wächst, stagniert der Umschlag der Häfen seit Jahren. Kluge machte dafür Wettbewerbsnachteile verantwortlich: „Es kann nicht sein, dass in politischen Statements die Verlagerung von der Straße auf die Schien gefordert wird, sich die Rahmenbedingungen für die Bahn aber verschlechtern.“ Diesel und Maut für Lkw würden günstiger, die Trassenpreise im Netz aber teurer, umweltfreundliche E-Loks hatten überdies die EEG-Umlage zu verkraften.

Wohnbebauung rückt den Häfen auf den Pelz

Auch von anderer Seite sieht sich der BÖB unter Druck: Wohnbebauung und Bürogebäude rückten zunehmend an die Hafenflächen heran, dies sei etwa in Frankfurt am Main und in Mannheim der Fall. Gut möglich sei, dass später dann Bürger gegen die Geräuschemissionen des Hafens geklagt werde, sagte Kluge. Auch steigende Umweltauflagen belasteten die Häfen.

Aufhorchen ließ eine Anregung von Verkehrsstaatssekretär Norbert Barthle, den Instanzenweg beim Verbandsklagerecht zu reduzieren, die Klagen werden oft als Bremse von Infrastrukturprojekten gesehen. Eines der größten Projekte, der Ausbau des Neckars für 135 Meter lange Schiffe, steht noch bevor. Barthle ging von einem Zeitraum von 15 Jahren für den Bau aus, der Amtschef im Stuttgarter Verkehrsministerium, Uwe Lahl, meinte das sei „in zehn Jahren machbar“. Den Stuttgarter Hafen, der leichte Zuwächse beim Schiffsverkehr und starke Zuwächse bei seiner Hafenbahn verbucht, wird der Neckarausbau im Ranking nach oben bringen. Gutachten prophezeien ihm ein Wachstumspotenzial ums Siebenfache. Unter den zehn größten Binnenhäfen sind drei aus dem Südwesten – Mannheim, Karlsruhe, Heilbronn – Stuttgart ist noch nicht dabei.