Im über zweistündigen Programm finden sich Kompositionen für Menschen, die John McLaughlin liebt und bewundert. „El Hombre Que Sabía“ wollte er gemeinsam mit Paco de Lucia aufnehmen, doch der wunderbare Flamenco-Gitarrist starb überraschend, und so wurde das Stück eine Verbeugung vor dem „wissenden Mann“. Mit „Señor S“ ist Carlos Santana gemeint, ein alter Weggefährte und spiritueller Freund von John McLaughlin. Santana hat ja noch vor ein paar Tagen den Stuttgarter Schlossplatz gerockt. „Pandit Ji“ ist ein anderer Name für Ravi Shankar, McLaughlins Sitar-Lehrer und Guru, für den auch „Abbaji“ gespielt wird. McLaughlin gibt seinen Musikern Freiräume und lässt sich von ihnen überraschen, provozieren und stimulieren. Multiinstrumentalist Husband dient ihm als musikalischer Spiegel, als Echo und Ideengeber, Barot bringt die nötige Power, und M’Bappe verleiht der Musik Elastizität. Einmal bei „Hijacked“ wird der Freiraum für ein nicht enden wollendes Schlagzeug-Duell allerdings weidlich ausgenützt, aber viele finden das so wie McLaughlin selbst: „Super“.

 

Der Mann, der seit Jahren in Monte Carlo lebt, schöpft aus vielen Quellen: Er lässt sich vom Blues erden, vom Jazz zu fantastischen Höhenflügen inspirieren, vom Rock'n Roll bezieht er Intensität und Kraft und würzt das Ganze mit indischer Schärfe. Auch wenn das Tempo verlangsamt wird und McLaughlin seine Gitarre wunderschön singen lässt, ist der Rhythmus leiser, aber immer noch sehr nachdrücklich spürbar. Beim musikalischen Angedenken an die Bombardierung von „Gaza City“ breitet sich eine nachdenkliche Stimmung im Saal aus. Als Trauermusik spielt McLaughlin einen Blues, und die Gitarrentöne fallen herab wie Tränen. Doch erstickt diese Musik nicht in Resignation, sie ist lebendig, kraftvoll und atmet den Glauben an Liebe und Verständnis. „Love And Understanding“ sprechen die vier Männer beschwörend in die Mikrofone. Das ist John McLaughlins spirituelle Botschaft, die utopische Qualität gelingender Musik.