Die Wirtschaftsprüfer von Pricewaterhouse Coopers sehen Risiken beim Versuch der Bahn, Stuttgart 21 billiger zu machen.

Stuttgart - Vor den beiden nächsten Schlichtungsrunden über Kosten und Risiken des Projekts Stuttgart – Ulm sowie über das Betriebskonzept herrscht Aufregung. Die Projektgegner kritisieren, dass sie trotz des Appells von Schlichter Heiner Geißler, alle Fakten auf den Tisch zu legen, bis Mittwoch noch immer nicht in die "betriebliche Aufgabenstellung zur Umsetzung der Konzeption Netz 21" (Bast) hätten schauen dürfen. Das sei skandalös.

Dieses Dokument ist am Mittwoch dennoch in die Schlagzeilen geraten, weil darin laut dem Magazin "Stern" schon 2002 Kosten von 4,203 Milliarden Euro für Stuttgart 21 genannt worden seien. Offiziell war damals von etwa 2,6 Milliarden Euro die Rede gewesen; Ende 2009 fand die bisher letzte Anpassung statt – von 3,076 Milliarden auf 4,0878 Milliarden Euro.

Die kritische Fragen, die sich aus der Differenz der beiden 2002 genannten Zahlen ergeben, konterte die Bahn prompt mit der Erklärung, es handele sich um einen Schreibfehler: Man habe in der Bast an dieser einen Stelle versehentlich in D-Mark gerechnet. Projektkritiker halten das für abwegig, weil die umgerechneten Beträge nicht mit den damals gültigen Zahlen übereinstimmten.

Grube verhindert Ausstieg der Partner


Am Freitag wird die Bahn nicht nur in diesem Punkt aufgefordert, die Karten auf den Tisch zu legen. So stellt sich die Frage, wie der Konzern Ende 2009 seinen Projektpartnern verlässlich ein Einsparpotenzial von rund 900 Millionen Euro, beispielsweise durch dünnere Tunnelwände, präsentieren konnte, wo doch erst drei Monate später die Wirtschaftsprüfer von Pricewaterhouse Coopers (PWC) überhaupt den Auftrag erhielten, die Einspareffekte zu quantifizieren.

Zur Erinnerung: nur mit diesen Sparideen ist es Bahnchef Grube damals gelungen, die von ihm als Sollbruchstelle definierte Obergrenze von 4,5 Milliarden Euro zu unterschreiten und so einen Ausstieg seiner Partner von Bund, Land und Stadt zu verhindern. Ohne Rotstift hätte nach Berechnungen der Bahn zu diesem Zeitpunkt Stuttgart 21 bei 4,9 Milliarden Euro plus Planungskosten gelegen.