Der Autozulieferer will im Bereich der Standheizungen und der Abgastechnik sparen. Teilweise soll nun verstärkt in Polen produziert werden. Kündigungen sind allerdings nicht geplant.

Stuttgart - Der Autozulieferer Eberspächer will einen Teil des Bereichs Standheizungen ins Ausland verlagern. „Es handelt sich um zwei unwirtschaftliche Produktlinien“, sagte e eine Unternehmenssprecherin und bestätigte damit entsprechende Informationen der Stuttgarter Zeitung. Von der Verlagerung, die noch im Sommer erfolgen soll, sind bis zu 45 Mitarbeiter am Stammsitz Esslingen betroffen. Kündigungen der Kernbelegschaft soll es nicht geben; allerdings werden Zeitarbeitsverträge, die auslaufen, nicht mehr verlängert, sagte die Sprecherin. Zudem sollen frei werdende Stellen nicht wieder besetzt werden. Trotzdem wird derzeit ein Interessenausgleich verhandelt.

 

Zudem strebt die IG Metall Esslingen eine Standort- beziehungsweise Beschäftigungssicherungsvereinbarung an. Damit will die Gewerkschaft erreichen, dass künftige Produktanläufe im Bereich Standheizungen in Esslingen erfolgen. Nach Angaben der Unternehmenssprecherin soll noch in diesem Jahr in Esslingen die Produktion einer neuen Heizungsgeneration beginnen.

Hoher Preis- und Kostendruck

Bisher fertigt das Familienunternehmen beinahe alle Fahrzeugheizungen in Esslingen. Insgesamt sind in dem Bereich rund 400 Mitarbeiter tätig. Doch der hohe Preis- und Kostendruck in der Autoindustrie zwinge das Unternehmen nun zu dem Schritt. Bei den zwei älteren Produktlinien, die nun nach Polen und China verlagert werden, sei schon mehrfach der Preis reduziert worden; eine Montage im Inland sei aufgrund der hohen Kosten wirtschaftlich nicht mehr vertretbar, sagte die Sprecherin zu dem Schritt. Nach Angaben der IG Metall muss Eberspächer das Werk in Polen erst aufbauen.

Mittelfristig könnte es in Esslingen zu weiteren Veränderungen kommen. Der Zulieferer denkt über die Errichtung eines zentralen Auslieferungslagers nach, von dem aus die europäischen Kunden beliefert werden sollen. Als Standorte im Gespräch waren bisher Esslingen und Tschechien; seit kurzem scheint Polen favorisiert zu werden. Die Unternehmenssprecherin bestätigte Überlegungen für ein Zentrallager, worüber der Betriebsrat bereits informiert sei. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen. Bisher gibt es kleinere Lager an verschiedenen Orten. Sollte Esslingen bei der Standortentscheidung den kürzeren ziehen, dürften davon rund 100 Mitarbeiter betroffen sein, schätzt die IG Metall.

Abgastechnik im Visier

Weitere Veränderungen könnte es auch am auf Abgastechnik spezialisierten Standort Neunkirchen/Saarland geben. Die Unternehmensberatung Roland Berger durchleuchtet dort die Geschäfte. Ziel sei es, Möglichkeiten für eine bessere Effizienz aufzudecken. Dabei gehe es nicht nur um Neunkirchen. Die Unternehmensberatung ist anscheinend an allen Standorten für Abgastechnik aktiv, unter anderem in Wilsdruff bei Dresden, wo Systeme für Nutzfahrzeuge hergestellt werden.

In Neunkirchen läuft seit längerem ein Sparprogramm. Obwohl das Werk gut ausgelastet sei, würden rote Zahlen geschrieben, sagte die Geschäftsführung zu den Sparmaßnahmen im vergangenen Jahr. Bis 2016 sollen am Standort bis zu 500 Arbeitsplätze gestrichen werden, hieß es damals. Rund die Hälfte des geplanten Arbeitsplatzabbaus sei inzwischen sozialverträglich umgesetzt worden, sagte die Unternehmenssprecherin. In dem saarländischen Werk sind 1900 Mitarbeiter tätig.

Geeinigt haben sich Unternehmen und Arbeitnehmervertreter auf ein neues Entlohnungssystem für Neunkirchen. Das alte Stück-Akkordsystem ist abgeschafft. Nun wird zum Grundlohn eine feste Sockelprämie addiert und es gibt Elemente für Produktqualität, Arbeitssicherheit und den wirtschaftlichen Erfolg des Werkes. Für die Mitarbeiter bedeutet dies im Schnitt Einbußen des Bruttolohns von 250 Euro pro Monat. Rund 700 Mitarbeiter werden nun so entlohnt; für sie sind Kündigungen bis Ende 2016 weitgehend ausgeschlossen.