Wobei Kraftklub natürlich Mainstream ist, und das nicht erst seit gestern. Auch die Songs auf „Mit K“ waren massenkompatibel, was aber ja nicht schlecht sein muss. Im Gegenteil, das Quintett aus Chemnitz gehört zu den Vertretern deutschsprachiger Popmusik, die kommerziellen Erfolg ziemlich gut mit smarten Botschaften unter einen Hut bringen.

 

Einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurden Kraftklub nämlich durch ihren Auftritt bei Stefan Raabs Bundesvision Song Contest – einer Veranstaltung, die nicht gerade im Ruf steht, eine Plattform für die musikalische Avantgarde zu sein. Mit dem schnippischen „Ich will nicht nach Berlin“ belegte die Band bei dem Wettbewerb Platz fünf. Passenderweise fand sich auf „Mit K“ auch ein Stück namens „Karl-Marx-Stadt“, das eine verschrobene Hymne auf Chemnitz ist, das zu Zeiten der DDR nach dem Begründer des historischen Materialismus benannt war und zugleich Heimatstadt von Kraftklub ist. „Ich komm aus Karl-Marx-Stadt“, heißt es in dem Song, „bin ein Verlierer, Baby: Original-Ostler.“

Unpolitische Popmusik von politisch denkenden Musikern

Charmanter kann man kaum beweisen, dass man aus der Provinz stammen und auch dort bleiben kann, ohne automatisch provinziell zu sein. Was auch die Echo-Verleihung 2013 zeigte: Kraftklub wurde damals gemeinsam mit der Rechtsrockband Frei.Wild für den Musikpreis nominiert – und sagte daraufhin aus Protest ihren Auftritt ab. Auf dem neuen Album findet sich sogar ein explizit politisches Stück, obwohl die Musiker sich früher noch als unpolitische Band beschrieben hatten. „Das waren unsere naiven Vorstellungen damals. Wir wollten gern fünf politisch denkende Jungs sein, die unpolitische Popmusik machen“, sagt Felix Brummer. „Aber uns ist schnell klar geworden, dass das so nicht funktioniert. Man muss halt immer mal wieder Stellung beziehen, um noch in den Spiegel schauen zu können.“

Dieses Stellungbeziehen klingt dann so: „Und selbst wenn alles scheiße ist / du pleite bist und sonst nichts kannst / dann sei doch einfach stolz auf dein Land.“ Und weiter heißt es in der Strophe von „Schüsse in die Luft“: „Oder gib die Schuld ein paar andern armen Schweinen / Hey, wie wär es denn mit den Leuten im Asylbewerberheim?“ Wenn doch nur alle Bands aus der Provinz so schöne Verse dichten würden!