Der OB lag mit Grippe im Bett und wurde von den Bürgermeister Eva Noller und Alexander Ludwig vertreten. Bei strahlendem Sonnenschein war der Andrang beim diesjährigen Krautfest wieder groß, trotz der S-Bahnen, die nicht gefahren sind.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Leinfelden-Echterdingen - Thomas Müller war Krautfestbesucher wider Willen. Eigentlich wollte er am Freitag den Feierabend daheim genießen. Doch der Verkehr auf der A 8 und der B 27 machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Also machte sich der 36-Jährige auf zum Late-Night-Shopping in Echterdingen. Denn raus kam am Freitag sowieso keiner. Alle Straßen waren dicht. Immerhin, die Einzelhändler dürfte es gefreut haben.

 

Am Samstagmittag war aller Ärger wegen der Staus am Vorabend vergessen. Bei strahlendem Sonnenschein eröffneten der Schulchor der Schönbuchschule und der Spielmannszug der Filderer das Fest. Nur einer fehlte: Oberbürgermeister Roland Klenk lag mit Grippe im Bett. Also musste Bürgermeister Alexander Ludwig zum Hammer greifen und das Fass anstechen. Über die Schulter schauten ihm dabei unter anderem das Krautkönigspaar Erika und Otto sowie die Bierkönigin und die beiden Bierprinzessinnen von Stuttgarter Hofbräu. Doch bevor der Gerstensaft floss, bedankte sich Bernhard Heinzmann, der Vorsitzende des Vereinsrings Leinfelden, bei Helfern, Organisatoren und Sponsoren.

Mit dem Krautabschmecken fiel der offizielle Startschuss

„Es ist mir eine Ehre, dass Fass anzustechen. Aber ich bin auch erleichtert, dass jemand von der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft da ist“, scherzte Ludwig, bevor er mit dem Hammer zuschlug. Doch niemand musste gerettet werden, obwohl der Bürgermeister einige Schläge brauchte, meisterte er seine Aufgabe gut.

Kurze Zeit später fiel dann auch in Echterdingen der offizielle Startschuss, und zwar mit dem Krautabschmecken auf der Bühne vor dem Rathaus. Diesmal vertrat die Erste Bürgermeisterin Eva Noller den OB. Der Musikverein Stetten spielte zum Auftakt den Marsch „Die Sonne geht auf“, obwohl das angesichts des blauen Himmels nicht nötig gewesen wäre. Auch in Echterdingen hatten sich einige Ehrengäste eingefunden – allen voran die Delegation aus Friedrichskoog im Dithmarschen, dem größten Kohlanbaugebiet in Deutschland. Die süddeutschen Filderkraut-Freunde sind schon seit einigen Jahren eng befreundet mit den Kappes-Liebhabern in Norddeutschland.

Vor rund drei Wochen war der Musikverein Stetten zu Besuch beim Krautfest im Dithmarschen – und vergaß sein Schlagzeug. Beim Gegenbesuch am Wochenende hatten die Freunde aus dem hohen Norden das Instrument freilich im Gepäck. Doch die Musiker aus Stetten mussten mit zwei Flaschen Schnaps für ihre Vergesslichkeit zahlen. Dann endlich konnte Eva Noller zur Tat schreiten. Salz und Pfeffer gab es diesmal nicht. Also wurde das Filderkraut mit reichlich Essig abgeschmeckt.

Beim Kraut-Fünfkampf traten nur drei Teams an

Kurze Zeit später lud der Ski-Club L.-E. zum Krautfünfkampf. Doch es waren nur drei Teams am Start. „Uns sind kurzfristig mehrere Mannschaften abgesprungen, weil die Vereinsmitglieder einfach nicht von ihren Ständen wegkommen“, sagte der Vorsitzende Mark Müller. Beim 36. Krautfest war einfach zuviel los. Das bekamen auch die Nutzer des BDS-Shuttle-Busses zu spüren. Der Bund der Selbständigen hatte zum ersten Mal an allen drei Krautfesttagen diesen Service eingerichtet, mit dem die Besucher problemlos von Stadtteil zu Stadtteil gelangen sollten. Drei Busse waren im Einsatz, und alle zehn Minuten sollten die Haltestellen bedient werden. Doch die Krautfestbesucher harrten teils bis zu einer Stunde aus. Wenn der Bus dann kam, kam ein Teil der potenziellen Fahrgäste nicht mit, weil die Wagen schon völlig überfüllt waren.

Viele vermuteten, dass der Streik der Lokführer ein Grund für die Misere war. Denn die S-Bahnlinien S 2 und S 3 standen am Wochenende still.