Der Landkreis Esslingen bringt einen Integrationsplan auf den Weg. Die drei als Flüchtlingsunterkünfte genutzten Kreissporthallen in Esslingen-Zell, in Kirchheim und in Nürtingen sollen im Herbst frei werden.

Kreis Esslingen - Die Zahl der neu ankommenden Flüchtlinge, die dem Landkreis Esslingen zur Unterbringung zugewiesen werden, sinkt. Derzeit kommen dem Landkreissprecher Peter Keck zufolge pro Monat noch 350 Menschen aus den Erstaufnahmeeinrichtungen an. Im November waren es noch 270 – jede Woche.

 

Ungeachtet der Schwierigkeiten in der Erstunterbringung – bei knapp 6000 vorläufig untergebrachten Flüchtlingen fehlen dem Landkreis noch knapp 600 Plätze zum Jahressoll – richtet die Verwaltung den Blick nach vorn. Laut Peter Keck sollen die Flüchtlingsnotunterkünfte in den drei Kreissporthallen in Esslingen-Zell, in Kirchheim und in Nürtingen in der zweiten Jahreshälfte geräumt werden. Der Landkreis Esslingen hofft, die 700 Flüchtlinge anderweitig unterzubringen.

Konzept reagiert nicht nur auf die aktuelle Flüchtlingssituation

Wann die Sporthallen den Schulen und den Vereinen wieder zur Verfügung stehen, ist vom jeweiligen Sanierungsbedarf abhängig. In Nürtingen zumindest hat die Kreisverwaltung in der vergangenen Woche allen Belegungswünsche für das abendliche Vereinstraining für das Schuljahr 2016/2017 abgelehnt.

Unterdessen hat der Esslinger Landrat Heinz Eininger im Sozialausschuss des Kreistags erste Eckpunkte eines Konzepts vorgestellt, das nicht nur auf die aktuelle Flüchtlingssituation reagiert, sondern alle im Kreis Esslingen lebenden Migranten in den Blick nimmt. Als Zielgruppe nennt das Rahmenkonzept der Verwaltung „Menschen mit Migrationshintergrund, Neuzuwanderer, Asylbewerber und Flüchtlinge“. Am Ende soll ein Gesamtintegrationsplan stehen, entlang dessen Leitplanken die Neuen in die Mitte der Gesellschaft geführt werden sollen. Der Ausländeranteil in dem 520 000 Einwohner zählenden Kreis Esslingen liegt derzeit bei rund 15,2 Prozent.

Der Integrationsplan ist für die Kreisverwaltung nicht nur ein operatives Instrumentarium, sondern auch ein gesellschaftspolitisches Bekenntnis. „Wir setzen uns für Toleranz und gegenseitige Wertschätzung ein und treten jeder Form von Extremismus, Diskriminierung, Ausgrenzung und Rassismus entgegen“, heißt es in den Leitlinien – ein Passus, der im Sozialausschuss über alle Fraktionsgrenzen hinweg auf Zustimmung gestoßen ist.

Als zentrale Handlungsfelder im Tagesgeschäft benennt der Plan die Bereiche Sprache, Bildung, Arbeit, Wohnen, Gesundheit und Pflege. Darüber hinaus gilt der Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements als übergeordneter Klammer ein besonderes Augenmerk.

Plan wird kontinuierlich fortgeschrieben

Der Plan soll in der Folge kontinuierlich überprüft und fortgeschrieben werden. Das gilt auch schon in der Entstehungsphase. „Die Umsetzung wird immer wieder die Planung überholen“, sagt Eininger. Ungeachtet dessen sei der Integrationsplan für die Kreisverwaltung die Grundlage, „auf der wir in Zukunft handeln werden“.

Für die Initiative – der Landkreis ist landesweit der erste, der das Thema Integration in allen seinen Facetten grundsätzlich in Angriff nimmt – hat es viel Lob gegeben. „Der Landkreis nimmt seine eingeschränkten Steuerungsmöglichkeiten vorbildlich war“, stellte Ursula Merkle (CDU) fest. Steffen Weigel (SPD) lobte den Ansatz, über den Tag hinaus in Vorleistung zu gehen und Joachim Gädecke (Freie Wähler) zeigte sich überzeugt davon, dass sich das Engagement auch lohnen werden. „Von den Balkanflüchtlingen haben jetzt, 15 Jahren später, rund 70 Prozent Arbeit gefunden. Und über die Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion redet schon gar keiner mehr“, sagte er. Die Kosten für die Flüchtlinge betrügen nicht mehr als 0,5 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung. „Das sind doch Peanuts im Vergleich zu den Kosten der Bankenkrise“, so der Sprecher der Freien Wähler.