Begrapschte Mädchen, mangelnder Bademeister-Nachwuchs, immer mehr Nichtschwimmer und schlechtes Wetter: Die Bäder im Kreis stehen vor vielen Herausforderungen. Wir haben nachgefragt, wie sie diese lösen wollen.

Ludwigsburg - Bei der Frage nach sexuellen Übergriffen auf Mädchen und Frauen schweigen sich die meisten Badbetreiber im Kreis aus. Nicht so Dietmar Schmid, stellvertretender Bäderbetriebsleiter und zuständig für das Freibad Bönnigheim. „Bei Belästigungen greifen wir hart durch und rufen sofort die Polizei“, sagt er. Das komme schon ab und zu vor. Mit so massiven Problemen wie das Freibad in Kirchheim unter Teck (Kreis Esslingen) habe man hier aber nicht zu kämpfen. Dort wurden voriges Jahr mehrere Mädchen von Flüchtlingen massiv sexuell belästigt, so dass dort auch in der anstehenden Saison wieder zwei Männer vom Sicherheitsdienst täglich präsent sein werden – vor allem zur Abschreckung. „Wenn das bei uns schlimmer wird, kann ich mir so etwas auch vorstellen,“ sagt Schmid.

 

Die Schwimmmeisterin Carola Hofert kennt solche Situationen aus ihrem Freibad Mundelsheim hingegen nicht. „Je kleiner ein Bad ist, desto sicherer ist es“, sagt sie. „Wir sind ein Familienbad, und hier kennt sich jeder, da passiert nichts“, versichert sie. In großen Spaßbädern fehle hingegen oft der Überblick, meint sie.

Flüchtlinge als Vermittler einsetzen

Ein solche große Freizeiteinrichtung ist das Mineralfreibad Oberes Bottwartal in Oberstenfeld. Begrapschungen gebe es freilich schon manchmal, sagt die Bäderbetriebsleiterin Ute Kuttner, aber nicht im großen Stil. „Dafür, dass wir so groß sind, ist es relativ ruhig.“ Aufgrund anderer Mentalitäten komme es aber häufiger zu Schwierigkeiten mit Menschen mit Migrationshintergrund. Ihre Idee: „Wir könnten Flüchtlinge als Vermittler einsetzen, die für uns in ihrer Sprache mit anderen Flüchtlingen kommunizieren.“

Es gehe manchmal nur darum, zu erklären, dass vom Beckenrand springen verboten ist. Diese Idee will Ute Kuttner vorantreiben. „Es gibt aber auch Deutsche bekloppte“, sagt sie. Das Freibad im Kreis, das von der Flüchtlingsproblematik am stärksten betroffen ist, ist das Besigheimer. Seit dem vorigen Jahr ist eine Unterkunft für Asylbewerber in direkter Nähe. „Wir haben aber kein Problem mit Begrapschungen“, sagt der Erste Beigeordnete Klaus Schrempf, der für das Bad zuständig ist. Viel größere Probleme habe man damit, dass viele Flüchtlinge nicht schwimmen könnten und die Bademeister dadurch wesentlich mehr zu tun hätten.

Dieses Problem kennen alle befragten Bäder. Sachsenheim hat in besonderer Weise darauf reagiert: „Wir haben einen Schwimmkurs für Flüchtlingskinder angeboten“, sagt Axel Griesbaum, der Vorsitzende des Trägervereins. Auch in diesem Jahr könne ein solcher Kurs wieder spontan zustande kommen. Aber auch bei deutschen Kindern gebe es immer mehr Nichtschwimmer. „Auf einen Schwimmkurs muss man im Kreis momentan bis zu eineinhalb Jahre warten“, sagt Griesbaum. Das liege daran, dass viele Lehrschwimmbecken im Kreis geschlossen wurden.

Genug Bademeister für diese Saison

Um für die Sicherheit der Badegäste zu sorgen, wird ausreichend Personal benötigt. Das gelingt den großen Bädern leichter als den kleinen. Oft bilden sie selbst aus. Alle Bäder bestätigen aber, für diese Saison genug Kräfte gefunden zu haben. Das Bönnigheimer Bad hat allerdings eine Herausforderung: Drei Bademeister sind bald Mitte 60 und gehen in Rente.

Schlechtes Wetter: Eröffnungen Anfang Mai ungewiss

Als ob das nicht genug Probleme wären, kommt auch noch das schlechte Wetter dazu. Das Freibad Hoheneck wollte am 1. Mai eröffnen, aber wegen des Frosts konnten Fließenarbeiten nicht abgeschlossen werden. In Bönnigheim kam es zu einem Wasserrohrbruch – die Whirlpools bleiben zunächst aus. Ob erste Bäder bereits am 1. Mai den Sprung ins kalte Wasser ermöglichen, ist wegen des Wetters ungewiss.

Mehr Infos: Eröffnungen sind zwischen 1. und 13. Mai geplant

Mit Beginn des Mai wollen die meisten Freibäder im Kreis öffen – wenn sich das Wetter bessert. Die Bäder sind: das Mineralfreibad Bönnigheim, das Mineralfreibad Oberes Bottwartal in Oberstenfeld, der Badapark Ellental in Bietigheim-Bissingen, das Wellarium in Steinheim an der Murr, das Enztalbad in Vaihingen an der Enz, das Freibad Asperg. Das Freibad Besigheim eröffnet um 0 Uhr mit Gratis-Eintritt und Secco.

Am 6. Mai wollen das Freibad Hoheneck in Ludwigsburg und das Freibad Löchgau öffnen. Ab 13. Mai an soll der Sprung ins beheizte Nass auch im Freibad Mundelsheim und im Schlossfreibad Sachsenheim möglich sein. Anfang September schließen die meisten Bäder. Sachsenheim hat aber angekündigt, bis zum 17. geöffnet zu haben. „Wir waren im vergangenen Jahr die Einzigen im Umkreis, die im schönen Spätsommer noch geöffnet hatten, das hat uns viel gebracht.

Sauna im Sommer, rutschen, grillen, feiern

Eine besondere Aktion bietet das Freibad Oberstenfeld: Die Mobile Sauna kommt vom 24. bis 27. August in den FKK-Bereich. Auch außergewöhnlich: Die längste freitragende Rutsche in Süddeutschland gibt es im Badepark Ellental. Sie ist 158 Meter lang. Im Badegelände ist übrigens auf speziellen Plätzen das Grillen erlaubt. Und etwas zu zelebrieren gibt es auch noch: Das Freibad Asperg feiert sein 50-jähriges Bestehen vom 11. bis 15. Juli mit vielen Aktionen für Kinder und Erwachsene.

Hier gibt es Tipps, wie Mädchen und Frauen sich verhalten sollen, wenn sie sexuell belästigt werden: Infoblatt der Polizei