Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Fälle wie der mit den Giftködern haben gegenüber dem letzten Jahr schon zur Jahresmitte deutlich zugenommen. 2013 gab es 13 Tierschutzfälle, 2014 haben Herrigel und seine Kollegen schon 19 Vorfälle zu den Akten genommen. Bei neun davon ging es um verdächtige Giftköder, die Perspektive ist freilich nicht unbedingt ermutigend. „Die wenigsten Fälle dieser Art können wir aufklären“, sagt Herrigel nüchtern. Die Tierschutzfälle treiben die Aufklärungsstatistik nicht unbedingt nach oben. Meist ermittelt der Hauptkommissar gegen Unbekannt – und muss den Fall dann irgendwann unerledigt zur Seite legen. Das kann frustrierend sein. Wenn er es so empfindet, merkt man ihm das nicht an. Vielleicht schult diese Ausgangslage ja auch die Ausdauer und das Durchhaltevermögen.

 

Auf Wiedervorlage liegt zum Beispiel der Fall mit der angeschossenen Katze. Herrigel hat die Waffe des vermeintlichen Schützen, er hat sie in der Kriminaltechnik untersuchen lassen. Das Projektil, das in der Katze schlummert, lässt sich operativ nicht entfernen. Erst nach dem Tod des Tieres wird Herrigel oder sein Nachfolger das fehlende Beweisstück sichern können. Da ist Geduld von Nöten. „Ich habe das Pech, dass meine Zeugen nicht reden können“, sagt der Mann, der selbst eher still als aufbrausend ist. Verätzte Hunde, halb verhungerte Katzen und extrem vernachlässigte Pferde können vor Gericht nicht als Zeugen aussagen. Sie können, was mit ihnen geschieht, nur erdulden.

Schweine, die sich vor Hunger gegenseitig aufgefressen haben

So wie die Schweine. Sie waren quasi die erste Begegnung Herrigels mit seinem Aufgabengebiet. Es waren über hundert und sie waren in ihrem Stall verhungert, weil ihr Besitzer sie nicht mehr ernähren konnte. In ihrer Not hatten sie angefangen, einander gegenseitig aufzufressen. Um den Schaden zu vertuschen, hatte der Besitzer versucht, sie zu vergraben. Herrigel und seine Kollegen haben die Tierkadaver zur Beweissicherung dann wieder ausgegraben. Spätestens da wusste Herrigel, auf was er sich eingelassen hatte. „Das war schon heftig“, sagt er rückblickend – und blieb.