Schadet aber das Pendeln – wegen des Ausbaus der Infrastruktur – nicht der Natur?
Oftmals sind das ja schmale Sträßchen, wenn man etwa an kleinste Weiler-Strukturen zwischen Löwenstein, Beilstein und Oberstenfeld denkt. Die Straßen braucht man sowieso für die Landwirtschaft. Wenn sich die auch noch zurückziehen würde, hätten wir irgendwann nur noch Wald. Für die Gesamtwelt wäre das kein Problem. Aber wir haben dann weniger Erlebnisfläche für Natur. Die offene Landschaft brauchen auch die Städter für die Erholung.
Aber es stellt sich irgendwann schon die Frage: wer hat den besseren ökologischen Fußabdruck – der Pendler oder der Städter?
Die meisten Wissenschaftler sind sich heute einig, dass die Stadt den besseren ökologischen Fußabdruck hat. Ich zweifle das teilweise an. Denn Städte sind natürlich auch Energiefresser.
Müsste es nicht gelingen, in den Städter weilerartige und wohnliche Zonen einzurichten, wo Natur erlebbar wird?
Der Weiler kann ja auch im Kopf stattfinden. Wenn Zeitschriften wie Landlust und andere mit ähnlicher Ausrichtung Millionen-Auflagen haben, gibt es eine tiefe Sehnsucht nach Idylle und nicht nur nach Natur. Die suchen immer mehr Menschen in der globalisierten Welt. In den Städten wird um Grünstrukturen gekämpft. Die Dorfidylle des Weilers kann durchaus auch in der Stadt stattfinden. Bei der Umweltakademie wird das Thema, wie man Stadtstrukturen klimafit gestaltet, im nächsten Jahr ein großes Thema sein. Der Weiler heißt dann halt Platz zum Verweilen in der Stadt. Das ist machbar. Allerdings muss man in der Städteplanung umdenken. Es gibt immer noch zu viel nackten Beton und Asphalt. Das Stadtklima wird sonst durchschnittlich um zwei Grad steigen. Dann gibt es künftig noch mehr Hitzetote.
Jetzt haben Sie sich sehr für den Weiler verkämpft. Könnte nicht auch das Stadtleben etwas für sich haben? Immerhin heißt es, die Stadt mache uns etwas klüger, grüner, reicher, gesünder und glücklicher.
Ja klar. In den Städten ist die Kultur geboren. Doch viele Städte haben halt nach dem Krieg die Stadtautobahnen gebaut – wie in Ludwigsburg die B27. In München, wo der Englische Garten durch eine Straße zerschnitten wird, gibt es jetzt ein Projekt der Allianz-Umweltstiftung, um dies zu ändern. Auch in Stuttgart gab es Pläne, die Kulturmeile mit der anderen Straßenseite oder Rosensteinpark und Wilhelma mit dem Neckar zu vernetzen.
Kennen Sie den Termin, an dem in Ludwigsburg die B27 unter der Erde verschwindet?
Leider nicht. Es ist zumindest erkannt, worum es geht. Aber es braucht Zeit, bis solche Brachialfehler beseitigt sind. Das ist dem Götzen Auto geschuldet. Aber ohne das Auto können wir die Weiler nicht halten.
Wir könnten aber mit Elektromobilen dort hinfahren.
In der Tat. Unsere Weiler wären so durchaus erreichbar.