Am Klinikum soll ein Spezialfahrzeug für schwer kranke Patienten angesiedelt werden. Rotes Kreuz und Arbeiter-Samariter-Bund werden sich aber nicht einig. Der Knackpunkt ist offenbar das Geld.

Ludwigsburg - Brustzentrum Bruchsal, onkologisches Zentrum Bietigheim, Traumazentrum Ludwigsburg, Zentrum für Neuroonkologie Ludwigsburg: die Veränderungen in der Kliniklandschaft spiegeln sich in der zunehmenden Spezialisierung, auch innerhalb der Regionalen Klinken-Holding (RKH). Doch die voranschreitende medizinische Arbeitsteilung aller Krankenhäuser im Land hat völlig neue Probleme geschaffen – nämlich logistische.

 

Wenn schwer kranke Patienten aus einem Krankenhaus in eine Klinik mit Spezialabteilung verlegt werden müssen, dann ist dafür ein Transportmittel mit Hightech-Spezialausrüstung nötig. Bislang übernimmt das im Kreis Ludwigsburg der Hubschrauber Christoph 51 der Deutschen Rettungsflugwacht. In Stuttgart gibt es bereits einen speziellen Intensiv-Transportwagen (ITW). Ein solches Fahrzeug soll auch ans Klinikum Ludwigsburg kommen.

Das Fahrzeug wurde noch nicht einmal bestellt

Allein: die Verhandlungen gestalten sich offenbar zäh. Bereits im vorigen September gab das Innenministerium Baden-Württemberg bekannt, dass neben den Standorten Mannheim, Freiburg, Ulm und Stuttgart künftig Ludwigsburg als ITW-Standort fungieren solle. Auch, weil viele Schwerverletzte schon heute ins Klinikum verlegt würden. Aber das dafür nötige Fahrzeug ist noch immer nicht in Betrieb, es wurde bisher noch nicht mal bestellt.

Als Grund für die Verzögerung gilt die schlichte Tatsache, dass sich zwei Rettungsdienste darum beworben haben, den Ludwigsburger ITW zu betreiben: das Rote Kreuz (DRK) und der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB). Eine Einigung oder den beiderseitigen Willen, das Fahrzeug gemeinsam zu betreiben, gab es bisher noch nicht. Für beide Hilfsorganisationen gilt der ITW als öffentlichkeitswirksames Prestigeprojekt. Die Frage ist offenbar: Können sich beide Verbände den Betrieb auch leisten?

Denn das teure Fahrzeug – die landesweite Standardausstattung sieht Kosten von rund 200 000 Euro vor – muss vom Betreiber zunächst vorfinanziert werden. Die Kassen bezahlen erst, wenn die Betreiber detailliert ihre Personal- und Sachkosten dargelegt haben. Zweifel an der Liquidität des Roten Kreuzes wischt der Kreisvorsitzende Utz Remlinger vom Tisch. Der finanziell erst kürzlich noch schwer angeschlagene Verband sei „auf dem Weg der Gesundung“.

Der DRK-Ortsverband hat geerbt

Die Rechtsaufsicht über das Rettungswesen im Kreis hat das Landratsamt Ludwigsburg. Dort habe man bisher noch keinen Grund gesehen, einzuschreiten, sagt derselbe Utz Remlinger, der nicht nur DRK-Kreischef, sondern auch als stellvertretender Landrat für das Rettungswesen zuständig ist. „Wir freuen uns, wenn es zu einer baldigen Einigung kommt“, sagt Remlinger auch mit Blick auf die Rettungsfristen im Kreis. Denn solange der Hubschrauber Christoph 51 Schwerkranke verlegen müsse, stehe er nicht für Notfalleinsätze zur Verfügung. Laut dem Landratsamt soll der Helikopter aber helfen, dass in  entlegenen Orten, wo die gesetzlichen Hilfsfristen oft nicht eingehalten werden, schneller Hilfe bei den Verletzten ist.

Der Verhandlungsleiter des ASB, Daniel Groß, war am Mittwoch nicht telefonisch erreichbar. Der Pressesprecher des DRK in Ludwigsburg, Arnim Bauer, ist hingegen ebenfalls bemüht, Zweifel an der finanziellen Leistungsfähigkeit seines Verbandes zu zerstreuen. Allerdings räumt Bauer auf Anfrage ein, dass das ITW-Projekt nach dem Willen des Kreisverbandes zumindest teilweise mit einer Erbschaft finanziert werden solle. Der Ortsverband Ludwigsburg habe „eine namhafte Summe“ geerbt. Die genaue Höhe sei nicht bekannt.

„Die Liquidität ist bei uns generell noch ein Thema“, sagt Bauer. Deshalb sei es naheliegend, zumindest auf Teile der Erbschaft des Ortsverbandes zurückzugreifen, „bevor man einen Kredit aufnimmt“. Wichtig sei ihm aber: der Ortsverband gewähre dem Kreisverband lediglich ein Darlehen. Sobald die Finanzierung über die Kassen laufe, erhalte er das Geld zurück, möglicherweise sogar mit Zinsen. „Das Geld bleibt vom Prinzip her im Ortsverband Ludwigsburg“, betont Bauer. Dass man eine gemeinsame Lösung mit dem ASB anstrebe, will er nicht bestätigen. Dies tut jedoch Utz Remlinger, in seiner Rolle als DRK-Kreisvorsitzender: „Ich werde von Seiten des DRK alles tun, dass es zu einer gemeinsamen Lösung kommt.“